Meine Lieben, vor einigen Monaten angekündigt, wird es heute Realität. Der erste Beitrag eines Gastautors. Volker Jurkat. Studium Darmstadt. Bauingenieur. Bachelor. Master. Profi auf beiden Seiten. Projektleiter im Bereich Brücken- und Bauwerksanierung bei einem Privatunternehmen. Für einige Jahre Sachgebietsleiter in der Stadtverwaltung Mannheims im Bereich „Erhalt von Straßen-, Gleis- und Wasserbauanlagen“. Ich habe Volker vor einigen Jahren im Rahmen von Workshops für seinen Fachbereich kennen- und schätzen gelernt. Seit Anfang 2014 hat Volker in der Stadtverwaltung eine neue Aufgabe, „Neubau von Ingenieurbauwerken“. Sein Schwerpunkt ist kommunale Infrastruktur. Deshalb überrascht es auch nicht, dass seine Masterarbeit, die ich heute vorstelle, mit diesem Thema zu tun hat. Das Thema der Arbeit „Der langfristige Erhalt kommunaler Verkehrsflächen durch zielorientierte Steuerung, unterschiedlicher Führungs- und Verantwortungsebenen, mit einer Balanced Scorecard.“
Einige methodische Anmerkungen von mir zu Beginn. Balanced Scorcard, 1989 von Kaplan und Norten entwickelt, ist eines der bedeutendsten Instrumente ´Strategischen Controllings´. Ein MUSS, um Strategien von Unternehmen oder Kommunen erfolgreich umzusetzen. Die Stadt Mannheim ist im Rahmen eines sehr umfangreichen CHANGE-Multi-Projektes dazu übergegangen, die kommunale Verwaltung zu einer der modernsten Europas umzugestalten. Der Ausgangspunkt, die sieben strategischen Ziele des amtierenden Oberbügermeisters Dr. Peter Kurz. Strategische Ziele im Sinne von Hax und Majluf bedeuten, langfristige Planungen und Zielsetzungen. Zumindest über drei Jahre. Zur erfolgreichen Umsetzung strategischer Ziele gehört zwingend ein professionelles Controlling-Instrument. Wie die Instrumente im Cockpit eines Flugzeuges erlauben die Anzeigen im Cockpit der kommunalen Balanced Scorecard Mannheims – dem Kapitän Dr. Kurz mit seinen 7.300 Mitarbeitern, den Kurs zu halten und im Falle von Kursabweichungen, diesen zu korrigieren. Das spannende bei dieser Vorgehensweise ist, dass in einer Balanced Scorecard außer ´tangible assets´ (materiellen Vermögenswerte) auch ´intangible assets´(immaterielle Vermögenswerte) betrachtet werden. Im Cockpit gibt es also einen Bereich mit Anzeigen zu finanziellen Steuergrößen (tangible) auf dem strategischen Flug und Bereiche wie ´Kundenbeziehungen´, ´Interne Prozesse´ und ´Know-How der Mitarbeiter´. Vergangenheitsorientierte Größen ( bilanzwirksame, G+V) und zukunftsorientierte Größen (Erfahrungen, Prozessqualität, etc.). Aufgehängt wie in einem Mobile an Vision und Strategie des Unternehmens, der Kommune. Das war´s von mir. Nun zu Volker. Seine Balanced Scorecard ist noch Fiktion. Sie könnte als Instrument in einer kommunalen ´Strategischen Geschäftseinheit´ Infrastruktur sinnvoll eingesetzt werden. Viel Vergnügen bei Ihrem Flug durch die Kurzfassung der Arbeit.
Wer an der gesamten Arbeit interessiert ist, klickt einfach auf das Bild/ den Issuu-Link am Ende des Artikels.
1. Einleitung
Seit Mitte der 1970er Jahre verringern sich, nach Ermittlungen des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu), die Investitionen in die kommunale Infrastruktur. Mit diesem Hintergrund hat sich das Anlagevermögen deutscher Kommunen von 1992 bis 2006 um mehr als 75% reduziert. (Reidenbach, Bracher, Grabow, Schneider, & Seidel-Schulze, Investitionsrückstand und Investitionsbedarf der Kommunen, 2008). Das Difu kommt zu folgender Feststellung: „…. Scheinen Politikerinnen und Politiker aber nach wie vor Präferenzen zu haben, neue Projekte anzuschieben. Das Funktionieren der vorhandenen Infrastruktur steht weiter unten auf der Prioritätenskala („aus den Augen aus dem Sinn“) und wird dann häufig den Fachämtern überlassen, oft aber ohne dass diese dafür ausreichend mit Mitteln ausgestattet werden.“ (Reidenbach, Bracher, Grabow, Schneider, & Seidel-Schulze, Investitionsrückstand und Investitionsbedarf der Kommunen, 2008, S. 71).
Finanzlage kommunaler Infrastruktur
Das „Deutsches Institut für Urbanistik“ (Difu) beschreibt in seinem Forschungsbericht „Investitionsrückstand und Investitionsbedarf der Kommunen“ den Stellenwert kommunaler Infrastruktur wie folgt: „Städte, Gemeinden und Landkreise verfügen über einen großen Bestand an Infrastrukturbauten wie z.B. Straßen, Ver- und Entsorgungseinrichtungen, Verwaltungsgebäude und Schulen. Eine gute Qualität dieser kommunalen Infrastruktur ist eine wesentliche Voraussetzung für die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger, für wirtschaftliches Wachstum und politische Stabilität. Die Kommunen sind für diese Infrastruktur verantwortlich und haben die Aufgabe, deren gute Qualität zu erhalten und fehlende Strukturen zu ergänzen.“ (Reidenbach, Bracher, Grabow, Schneider, & Seidel-Schulze, Investitionsrückstand und Investitionsbedarf der Kommunen, 2008, S. 13) Nach Angabe des Difu entspricht der jährliche kommunale Investitionsbedarf für die Jahre 2006 bis 2020 knapp 47 Mrd. Euro pro Jahr. „Berechnet pro Einwohner fallen in den alten Bundesländern 8.309,-€ für den gesamten Zeitraum an, in den neuen Bundesländern und Berlin sind es 9.429,-€.“ (Reidenbach, Bracher, Grabow, Schneider, & Seidel-Schulze, Investitionsrückstand und Investitionsbedarf der Kommunen, 2008, S. 19) Die Ermittlungen des Difu bezüglich der Aufteilung des kommunalen Investitionsbedarfs in verschiedene Bereiche ergaben, dass der Bereich mit dem größten zu erwartenden Investitionsbedarf der Bereich „Straßenbau“ mit 23% des gesamten Investitionsbedarfs ist. Eine Kommune mit einer Einwohnerzahl von 324.000 Einwohnern (hier Beispiel Stadt Mannheim) müsste demnach jährlich (über 15 Jahre) ca. 41 Millionen Euro in den „Straßenbau“ investieren. Eventuell erforderliche Investitionen im Bereich „Städtebau“ sind hierin noch nicht berücksichtigt (siehe Darstellung 1).
2. Die Bürgerumfrage
2.1 Entwicklung und Durchführung der Bürgerumfrage
Entwicklung eines Umfragekatalogs
In einer Vorarbeit wurde ein Fragenkatalog für eine Bürgerumfrage entwickelt. Im Zuge dieser Ausarbeitung wurde die Bürgerumfrage durchgeführt und der zuvor entworfene Fragenkatalog mit leichten Modifikationen verwendet. Es sei hier nur am Rande erwähnt, dass bei der Entwicklung eines solchen Fragenkatalogs viele Rahmenbedingungen wie unter anderem die Auswertbarkeit der Umfragedaten, die Befragungslänge, die Verständlichkeit, die Fragenarten (offen, geschlossen halboffen), die Befragungsformen, der Fragebogenaufbau, die Auswahl der Befragten, die optische Darstellung, der Pretest, der Datenschutz, usw. berücksichtigt werden müssen. Der hier verwendete Fragenkatalog ist in Anlage 1 zu finden.
Durchführung der Umfrage
Im Zuge dieser Arbeit wurde exemplarisch eine öffentliche Bürgerumfrage durchgeführt, zu der alle regelmäßigen Nutzer der Mannheimer Straßen-, Rad- und Gehwegflächen eingeladen wurden. Jeder Bürger der Stadt Mannheim sowie Bürger aus dem Einzugsfeld von Mannheim bekamen somit die Möglichkeit, über eine Internetseite ihre persönlichen und somit subjektiven Eindrücke bezüglich der Mannheimer Verkehrsflächen konstruktiv äußern zu können. Um im Zuge dieser Arbeit mit den Ergebnissen noch arbeiten zu können wurde die Umfrage nur zwei Wochen (17.01.2012 bis 31.01.2012) freigeschaltet. Um in dieser Zeit dennoch einige Rückmeldungen zu erhalten, wurden folgende Maßnahmen getroffen. Erstens wurde ein Anreiz zur Teilnahme an dieser Umfrage geschaffen. Hier wurde mit einer Verlosung eines Elektrofahrrades geworben. Zweitens war es wichtig, möglichst viele Bürger über die Durchführung der zeitlich begrenzten Umfrage zu informieren. Als wichtigster Punkt ist hier die Kontaktaufnahme zur örtlichen Presse zu nennen. In den Printmedien der Umgebung wurden die Leser durch mehrere zeitversetzte Berichte über die geplante Bürgerumfrage informiert und während der Freischaltung nochmals erinnert. Zusätzlich wurden alle städtischen Angestellten (mit Internetanschluss) per Email über die Bürgerumfrage informiert, die Mitarbeiter größerer an die Stadtverwaltung Mannheim angeschlossener Organisationen (z.B. Klinikum Mannheim) per Email angeschrieben und es wurde über die Bürgerumfrage auf der Internetseite der Stadt Mannheim informiert. . . . . . . . Bitte auf das folgende Bild klicken, um die gesamte Analyse zu lesen. Die Graphik zeigt im Übrigen die Analyse des aktuellen Systems Infrastruktur in einer Kommune. Diese Analyse ist Grundlage für die Ableitung strategischer Szenarien. Also zielorientierter Wirkungsketten relevanter Treiber, Performance Indikatoren oder wie man sie auch immer bezeichnen möchte. Die Botschaft dieser Szenarien ist die, dass alle für deren Umsetzung relevante Ressourcen allokiiert werden sollten, um eine Strategie erfolgreich umzusetzen. Viel Spaß beim Lesen der Arbeit. Nehmen Sie sich genug Zeit dafür.