Never Ever.

Wann haben Sie zum letzten Mal einfach nichts getan?

Nur da gesessen? Die Gedanken treiben lassen? Vielleicht Wolken betrachtet? Oder einen einzelnen Regentropfen. Über gefühlte Minuten. Müssige Zeit? Langeweile gar? Sehr beschäftigte Menschen werden diese Fragen schnell abtun. In einer Zeit, in der wir wieder und wieder von einer neuen Aufgabe oder einem neuen Projekt davon getragen werden. Verpassten Chancen nachtrauern oder Hoffnungen nachhängen. Uns kaum Zeit bleibt, um in einer Pause uns selbst oder unserem Umfeld Beachtung zu schenken. Gelegenheiten beim Schopfe zu ergreifen. In diesem fast infinitesimal kleinen Augenblick, der unsere Gegenwart ausmacht. Weil wir so sehr damit beschäftigt sind, der zu sein, den andere in uns sehen, dass wir vergessen, uns um das zu kümmern, was uns wirklich ausmacht. Und uns vermutlich auch innovativer und produktiver werden liesse. Vielleicht auch freier. Nein. Sicher freier.

Warum sind wir das großartigste Land der Welt?

Manchmal begegnen mir Augenblicke von großer Ehrlichkeit und Klarheit. Geschenkte Augenblicke. Weil sie mich bewegen. So in einem Youtube-Clip zur Politdrama-Serie ‚The Newsroom‘. Geschrieben von Aaron Sorkind. Premiere bei Home Box Office Inc. im Juni 2012. Die letzte Folge im Dezember 2014. In der 25-Episoden-Serie geht es um den fiktiven Sender ‚Atlantis Cable News‘ und dessen Anchorman Will McAvoy, gespielt von Jeff Daniels. In der Pilotsendung zur ersten Staffel von ‚The Newsroom‘ bittet eine Studentin die Teilnehmer einer offenen Diskussionsrunde, an der auch Will McAvoy teilnimmt, in einem Satz oder auch weniger zu sagen, warum Amerika das großartigste Land der Welt sei. Auf die, den Erwartungen des Auditoriums entsprechenden, gestanzten Worthülsen der beiden anderen Diskussionsteilnehmer Sheryl und Louis, „wegen der Vielfalt und den Möglichkeiten“ und wegen „Freiheit und Freiheit“ folgt nach einem unwilligen Versuch Wills, der Frage auszuweichen, eine zum Entsetzen des Moderators gnadenlos ehrliche Antwort. Hören und sehen Sie selbst. Leider müssen Sie auf das Bild und den folgenden Youtube-Clip klicken, weil Youtube/ HBO den ´Embedded Code´ nicht anzeigen.

Geschwätzige Zeiten

Remarkable David Foster Wallace

Dear friends, a few days ago I read David Foster Wallace´s book ´This Is Water´. In 2005 David was asked to hold a commencement speech for the graduating class of his former university. Such a coincidence. Yesterday I held my last lecture on Management for my graduating class. What a pity. Great students. And a pleasure and an honour to give this lecture at the Chair for Economy/ Assurance at the DHBW.

David´s central issue was how to grow up and live a more meaningful life with fewer stress.  A topic that affected him greatly and me too reading his moving speech. „The capital-T truth“ he writes „is about making it to thirty, or maybe even fifty, without wanting to shoot yourself in the head“. Unfortunately David didn´t achieve this aim by himself. He hang himself at the age of 46. Nevertheless or for that very reason his book is remarkable.

Only few excerpts from ´David´s ´This Is Water´ for my today´s and my former students. „The really important kind of freedom involving attention, and awareness, and discipline, and effort, and being able truly to care about other people and to sacrifice for them, over and over, in myriad pretty little unsexy ways, every day. That is freedom. That is being taught how to think. The alternative is unconsciousness, the default setting, the „rat race“ – the constant, the gnawing sense of having had and lost some infinite thing.  . . .  The capital-T truth is about life before death. It is about making it to thirty, or maybe even fifty, without wanting to shoot yourself in the head. It is about the real value of real education, which has nothing to do with grades or degrees and everything to do with simple awareness – awareness of what is so real and essential, so hidden in plain sight all around us, that we have to keep reminding ourselves over and over.“

And he added not to dismiss this as some finger-wagging Dr. Laura sermon. Nothing about morality, or religion. Simply truth.

Was Bedenkenswertes vom alten Scholl-Latour.

Ich arbeite jeden Tag. Wäre ich mit 65 pensioniert worden, wäre ich schon lange tot, und wenn nicht tot, dann doof.

Peter Scholl-Latour, wird heute 90 Jahre alt.

Smart data, what else (1).

Ist Quantität die neue Qualität im Internet? Ist stumpfes mechanisches Suchen eine getarnte Form von Weisheit? Klingt nach Neusprech aus Huxleys ´Brave New World´? Oder Neudenk.
Sie erinnern sich an meine beiden NSA-Posts vom 3. Juli? An den ´End of Theory´- Ansatz, wonach Daten in unvorstellbarer Menge imstande seien, das Paradigma der theoriengeleiteten Forschung abzulösen. Korrelation wäre demnach die neue Kausalität. Ein – wie bereits erwähnt – tragischer Irrtum. Wäre ´Big Data´ dann eher ´Fool Data´? Sollte Big Data nicht eher ´Smart Data´ heißen? Statt Fantasiegrößen wie Yottabyte und Zettabyte einfach wenige kluge Daten? Um es anschaulicher werden zu lassen, wie könnte man aus einer Fülle von ´Zahlen, Daten, Fakten´ wenige aktionsprägende, problemlösende Informationen gewinnen? Wie aus den Informationen Wissen bilden, also eine wahre und gerechtfertigte Meinung (justified true belief)? Wie letztlich aus Wissen Weisheit. Weisheit zu verstehen  als ein Filter, eine Fähigkeit, die sich auszeichnet durch wenige ungewöhnlich,tiefe Einsichten in das Wirkungsgefüge von Natur und Gesellschaft, getragen von einer einfachen herausragenden ethisch-moralischen Grundhaltung und dem damit verbundenen Handlungsvermögen? Das klingt weniger nach NSA, irgendeiner uns bekannten Software oder der Art wie Imperien machiavellistisch ihre Einflussbereiche ausbauen oder stabilisieren und eher nach dem Sinnspruch des neuplatonischen Philosophen Anicius Manlius Severinus Boethius´ „Si tacuisses, philosophus mansisses.“ PRISM 20.0 vielleicht? Ein unter Umständen schweigendes Programm und Internet? Vergesslich vielleicht? Das klingt eher nach Michio Kakus Buch „Die Physik der Zukunft in 100 Jahren.“ Smart Force statt Brute Force. Lassen Sie mich meine Gedanken zu Big Data und Smart Data in den nächsten Wochen ein wenig sortieren. In den nächsten Posts. Mit gebotener Distanz zu hyperventilierenden Medien im Sommer zu diesem Thema, der sedierenden Argumentation Ronald Pofallas/ Angela Merkels mit dem vielleicht etwas irritierten aber im Grunde zufriedenen deutschen Michel in der Mitte.

Once More – Born Free

Hallo, die Sonne scheint. Der Himmel ist blau. Zumindest in Mannheim. Und wenn sie Ihre Augen schließen, auch bei Ihnen. Der Frühling steht vor der Tür. Auch vor Ihrer. Denken Sie daran, Sie sind kein Sklave Ihres Jobs. You are born free. Also den Lautsprecher voll aufgedreht. Möglichst volle Bässe und den Song von Kid Rock gehört. Bis Sie selbst bei stärkstem Regen fest davon überzeugt sind, Ihre Sonne scheint Tag und Nacht und zwar überall. YOU are born freeeeeeeeeeeeeee . . . . . .

Wortgeflirre

Wir leben in einer Welt immer kleinteiligerer und immer schneller werdender Diskurse. Fragmenten von Diskursen. Maximal 140 Zeichen lang – Twitter-like. Hyperventilierende Medien, die empörungsbereite Schwärme von Konsumenten wie Plankton vor sich her treiben. Reden werden auf wenige Buzz Words reduziert. Westerwelles spätrömische Dekadenz, Steinbrücks Clowns, die Beispiele sind Legion. Hauptsache Klamauk und Auflagensteigerung oder ´Like it´. Um nicht falsch verstanden zu werden, ´It takes two to Tango´. Die Medien reagieren proaktiv auf uns Konsumenten. Ich war im letzten Jahr lange genug KLOUT-Junkie [1, 2] und habe dieses Spiel mitgemacht. Etiam mea culpa.

Wie wohltuend, wenn ich statt dessen beim Lesen eines Artikels die Gedanken des Autors in Ruhe, genüßlich, auf der Zunge zergehend nachvollziehen kann oder als Steigerung, nach Thomas de Maiziere „Schweigen ist ja etwas Schönes“, mich ab und zu von einer geschwätzigen Welt erholen kann.

___________________

1 ] KLOUT ist eine Software, die es erlaubt, die eigene Online-Reputation in Sozialen Netzwerken zu messen und zu beeinflussen.
2 ] Hartwig Maly, Droge Social Media, 20. Januar 2013,

Kandidat für meine Löffelliste.

Löffelliste, s. Blog Post ´Shaping Alpha Power´, Born Free, Teil II
Abbildung aus ´MR.GOODLIFE´, Facebook, 22.06.2012