Nowitchok,to whom it concerns. Informationen über einen interessanten Kampfstoff aus der Familie der halogenierten Phosphonsäuren, der eine auslösende Rolle in der Eskalation des hybriden Krieges zwischen Russland und ‚dem Westen‘ zu spielen scheint. Hoffentlich wird die Auseinandersetzung nicht zu dem, was Spieltheoretiker ‚Chicken Game‘, Feiglingspiel, nennen.
Nach dem Chemiewaffenexperten Ralf Trapp haben Chargen Nowitschoks eine laborspezifische Signatur. (Verunreinigungen, Isotopenverteilungen). Im Grunde kann man also ihre Herkunft bestimmen, wenn man Referenzchargen des synthetisierenden Labors hätte. Da beginnt es schwierig zu werden. Wäre es ein russisches Labor, müßte die russische Regierung diese einer neutralen Behörde (Organisation zum Verbot chemischer Waffen-OPCW?) zur Verfügung stellen. Interview Trapp im Heute Journal.
Wie also kann man verhindern, dass das Spiel eskaliert und ein Täter davon abgehalten wird, Nowitschok erneut einzusetzen. Mit Transparenz durch eine neutrale Organisation, rechtsstaatlichem Vorgehen (Unschuldsvermutung) und erheblichen Konsequenzen für Täter? Klingt plausibel. Passt allerdings nicht zur Signatur eines hybriden Krieges. Dieser ist eine flexible Mischform der offen und verdeckt zur Anwendung gebrachten regulären und irregulären, symmetrischen und asymmetrischen, militärischen und nicht-militärischen Konfliktmittel mit dem Zweck, die Schwelle zwischen den völkerrechtlich angelegten binären Zuständen Krieg und Frieden zu verwischen.
Also, keine Alternative zur Eskalation des Konfliktes? Doch das Chicken Game kennt drei Lösungen (Nash-Gleichgewichte). Wird der Sieg nicht zu hoch bewertet, überleben beide Parteien ohne das Gesicht zu verlieren. Also an alle Parteien. Calm down.
Mehr Informationen über Nowitschok in spektrum.de unter ‚6. Antworten zu Nowitschok-Kampfstoffen‘