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3. Integrationsworkshop – Lagerhaus. Jazz-Club und Seminarort. Unsere Location? In Mannheim.
Veröffentlicht: 23. Juni 2015 in HochschuleSchlagwörter:DHBW, Integrationsworkshop, Versicherung
Aufbruchstimmung zum 3.Integrationsworkshop
Veröffentlicht: 23. Juni 2015 in Branchen, Ethik, Hochschule, trendsSchlagwörter:Affective Computing, Arthur Levinson, Carbon Tracker Initiative, Cynthia Breazeal, DHBW, Driverless Car, Ethik, Ewiges Leben, Geschäftsopportunitäten, GoogleX, Human-Robot Interaction, Integrationsworkshop, Megatrends, Michio Kaku, Milton Friedman, Robert Shiller, Rosalind Picard, Sebastian Thrun, Ungleichheitsversicherung, Utilitarismus
Zum dritten Mal wird Anfang 2016 ein Integrationsworkshop des Lehrstuhls BWL/ Versicherung der Dualen Hochschule Mannheims stattfinden. Über 100 Studenten entscheiden sich für fünf Themengruppen. Bei mir geht es um ´Megatrends und Geschäftsopportunitäten für die Versicherungsbranche – Ein Blick ins Jahr 2045´. Das Kurzweil-Jahr. In dem Roboter Menschen in allen Belangen überlegen sein sollen. Welche Chancen und Risiken (u.a. ethische) ergeben sich zum Beispiel aus dem Google/ Calico-Projekt Lebensverlängerung/ Ewiges Leben?
Endlich! Wieder! Erste Anzeichen von Aufbruchsstimmung. Der dritte Integrationsworkshop des Lehrstuhls BWL/ Versicherung der Dualen Hochschule Mannheims winkt am Horizont des Terminkalenders. Anfang 2016, an noch unbekannter Location. Nach den vergangenen beiden Veranstaltungen im gediegenen Ambiente eines Golfhotels in der Pfalz, diesmal spartanischer. Irgendwie sehe ich einen großen Raum im Industriehafen Mannheims vor mir. Industriestraße? Mal sehen, was geht. Bei knappen Kassen. Trotzdem. In some way it should be an intellectual and physical outer space. Wie die Themen für meine Gruppe. Hoffe ich. Davon gleich mehr. Circa 100 Studenten werden auf wenige Themengruppen verteilt, die Ergebnisse Ihrer wissenschaftlichen Ausarbeitungen vortragend und diskutierend. Wie in 2014 und 2015. In meinen Gruppen bisher eine konzentrierte, diskussionsfreudige und trotzdem relaxte Atmosphäre, der man nicht anmerkte, dass es Prüfungen waren und es um eine Menge Credits ging. Wechselnde zusätzliche Teilnehmer aus anderen Gruppen sorgten für ein universitäres und nicht schulisches Umfeld.
Der Workshop bietet die Gelegenheit, Gedanken fliegen zu lassen. Sich zu begeistern, anspruchsvolle Fragestellungen wissenschaftlich zu untersuchen und auf die für die Unternehmenspraxis relevanten Ergebnisse hin einzudampfen. In den vergangenen Jahren das Themenfeld ‚Globalisierung ist Krieg‘ mit Vorträgen zu den Themen: Disruptive Technologien, Economic Hitmen, Ehrbarer Kaufmann, Game Changer, Psychopathen, Eliten (Jesuiten, E-4-Leadership etc.), Black Swans, VUCA-World, Krieger und ihre Waffen, Strategien und Strategeme u.v.m. . Spannend, aber zwei Jahre sind genug [1, 2, 3].
Was hat mich in diesem Jahr bewegt? Zwei Dinge. Ich möchte meinen Studenten Gelegenheit geben, zu erfahren, dass es keine Herausforderung gibt, der sie intellektuell nicht gewachsen sind. Und, dass dies viel Freude bereiten kann. Auch in einem kulturellen Umfeld, Deutschland, Südwestdeutschland, in dem man eher problem- denn lösungsorientiert denkt und in dem ‚Nichts gesagt, ist Lob genug‘ gelebt wird. Ich wünsche mir für den Workshop einen ‚Silicon Valley Spirit‘. Nicht, das haben wir noch nie gemacht. Oder, soweit in die Zukunft gedacht? Drei Jahre? Ist bei uns nicht üblich. Ich wünsche mir die Einstellung des Google LabX-Chefs Thrun, der seine Forschung, die Entwicklung einer neuen Geschäftsopportunität beginnt mit den Fragen ‚Warum sollen Autos nicht fliegen?‘ oder ‚Warum sollen wir nicht ewig leben?‘ Anything goes. Unsere große Begeisterungsfähigkeit wird im Laufe des Berufslebens noch oft genug gebeutelt werden. Ich würde mich freuen, wenn das Event im sechsten Semester – wie in den vergangenen Jahren – als eine Mischung aus big challenge und big intellectual party wahrgenommen würde.
Die zentrale Idee für meine Gruppe im Februar 2016 ist ‚Megatrends und Geschäftsopportunitäten für Versicherungen – Blick in das Jahr 2045′. Einige Trends aus den Bereichen Ökologie, Gesellschaft und High-Tech werden darauf hin überprüft, welche Chancen und Risiken denkbar sind? Wer oder was dafür verantwortlich sein könnte? Welche Produkte oder Dienstleistungen zur Vorsorge denkbar sind. Das Jahr 2045 ist vom Google Chefingenieur Ray Kurzweil als technische Singularität definiert worden. Als Zeitpunkt, in dem Automaten oder Roboter Menschen in allen Belangen übertreffen werden. Eine abschließende Plenumsdiskussion unter den referierenden Studenten soll einen Blick in die weitere Zukunft, in das Kurzweil-Jahr, ermöglichen, um ein Gefühl für das Gesamtgemälde zu entwickeln, das sich aus den Puzzlesteinen der Vorträge ergibt und die Rolle, die Versicherungen in ihr spielen könnten. Nun zu den Themenvorschlägen.
HIGH-TECH
AFFECTIVE COMPUTING
Hintergrund: Rosalind Picard vom MIT Media Lab, Leiterin der Affective Computing Research Group, beschäftigt sich seit vielen Jahren damit, Maschinen die Wahrnehmung von Gefühlen beizubringen. Picards Arbeiten zu computerisierten Brillen wurden zu Google Glasses weiter entwickelt und sollten helfen, nicht nur Gebäude zu identifizieren oder den kürzesten Weg zu einem Geschäft mit Schnäppchen-Angeboten sondern Menschen und ihre Stimmungen. Stellen Sie sich bitte vor, bei welchen Gelegenheiten (Beschwerden, Meldung eines Schadens etc.) es für eine Versicherung hilfreich wäre, Emotionen bei Kunden eindeutig zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu veranlassen [4]. Verbal oder in Social Media-Netzwerken mit Apps ähnlich ´Five Labs´ zur Persönlichkeitsanalyse. Wie könnten Außendienstmitarbeiter in 2045 aussehen, wenn Sie sich die Arbeiten von Cynthia Breazeal, einer Associate Professor für Human-Robot Interaction, ansehen, zum Beispiel den Roboter Jibo [5,8] oder dessen Weiterentwicklungen in den nächsten Jahrzehnten.
Fragen: Welches Potential haben die beiden Forschungsbereiche? Stehen Sie unmittelbar vor der Marktreife? Wie werden sie unser Leben beeinflussen? Werden Produkte unsere Emotionen ihnen gegenüber wahrnehmen können und sich angemessen anbieten? Werbeplakate. Versicherungspolicen. Flyer? Werden unsere emotionalen Profile als Waren gehandelt werden? Wer wird uns vor Manipulationen schützen? Ist es nicht wünschenswert, dass Dienstleister meine Wünsche kennen und mich verwöhnen können? Was, wenn ich mal abschalten möchte in einer Welt permanenter digitaler Geschwätzigkeit? Wer schützt meine individuelle Sphäre? Ist es nicht gut für alle Versicherten wenn man Versicherungsbetrug schnell identifizieren kann und so die Versicherungsgemeinschaft schützt? Hat der Versicherte nicht Anspruch auf kostengünstige Angebote hoher Qualität? Effiziente Prozesse. Automaten/ Roboter, die dies 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche gewährleisten können? Schlanke, effiziente Prozesse werden einen erheblichen Teil an Arbeitskräften freisetzen. Welche Jobs werden noch übrig bleiben? Werden Roboter die besseren Menschen sein? Können Sie sich vorstellen, wie die Transhumanisten, dass Sie Ihren Körper um kybernetische Komponenten ergänzt, deutlich leistungsfähiger machen können und möchten? Was macht eigentlich Menschlichkeit aus?
Aufgabe: Fassen Sie den aktuellen Stand der Forschung in den Bereichen ´Affective Computing´und ´Human Robot Interaction´ zusammen und schätzen Sie die Möglichkeiten des Einsatzes in der Versicherungsbranche ein. Extrapolieren Sie die Entwicklungen bis zur Singularity. Schätzen Sie das wirtschaftliche Potential ab. Betrachten Sie diese Entwicklungen unter rechtlichen- und ethischen Aspekten (Gesinnungsethik, Utilitarismus etc.). Stimmen Sie sich auf die langfristige Prognose ein, mit dem gerade im Kino laufenden Film ‚Ex Machina‚ von Alex Garland [6] und dem Roman ´Der Circle´ von Dave Eggers [7].
DRIVERLESS CAR
Hintergrund: Eines von Googles Moonshot-Projekten beschäftigt sich mit fahrerlosen Automobilen. Verantwortlich ist der deutsche Forscher Sebastian Thrun, ehemaliger Direktor des Stanford Artificial Intelligence Laboratory und ´Google Fellow´. Er baute die geheime Forschungsabteilung GoogleX ab 2011 auf. Thruns etwas über 20 Testfahrzeuge sind seit 2012 über eine Millionen autonome Kilometer gefahren und nur in 12 kleinere Unfälle verwickelt gewesen. Bis 2020 will Google, zur Zeit noch ausstehende Probleme gelöst haben wie heftigen Regen oder Schnee oder Polizisten, die Google-Cars zum Halten veranlassen möchten. 2012 reihte die Zeitschrift ´Foreign Policy´ Thrun unter den 100 einflussreichsten Denkern der Welt auf Platz vier ein. Seit April 2014 holte ihn einer der größten global tätigen Finanzdienstleister, die Credit Suisse, in den Verwaltungsrat. Natürlich nicht ohne Grund. Der Bereich Telematik verspricht erhebliche Potentiale. DER SPIEGEL 11/ 2015 schreibt unter ´Rollende Rechner´auf den Seiten 64/ 65, dass der Vizegouverneur von Masschusetts um fünf Uhr morgens in seinen Dienstwagen stieg, um Kaffee und Zeitungen zu kaufen. Auf der Interstate-Autobahn 190 kam sein Ford von der Straße ab, prallte auf einen Felsen und überschlug sich. Der Politiker blieb unverletzt. Er sei angeschnallt gewesen, beteuerte er und habe sich an das Tempolimit gehalten. Acht Wochen später war klar, nichts davon traf zu. Obwohl es keine Zeugen gab. Daten des ´Event Data Recorders´ des Airbags und des elektrische Kontrollmoduls des Motors widerlegten ihn. Dutzende Chips, Sensoren und Prozessoren sammeln ständig Daten, werten sie aus und speichern sie.Vernetztes Fahren wird nach McKinsey bis 2020 ein Geschäft mit geschätztem Volumen von 170 Mrd. Euro sein.
Fragen: Ist es nicht angenehm, sich vorzustellen, dass Sie während einer Autofahrt machen können, was immer Sie mögen und wie von selbst an Ihrem Bestimmungsort ankommen? Mobilität rückt aus dem Mittelpunkt an den Rand. Mobilität als App wie andere auch. Welche Hoffnungen und Ängste könnten Kunden damit verbinden? Werden sie noch am letzten Platz, so der Opel-Chef Neumann, an dem sie bisher Ruhe hatten, zum gläsernen Menschen werden? Klären Sie unter welchen Bedingungen und zu welchem Zweck auf Daten zugegriffen werden darf. Wie viel Autonomie bleibt den Autofahrern? Wem gehören die Daten? Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur ´Informationellen Selbstbestimmung´ aus 1983 scheint eindeutig. Die Position des VW-Chefs Martin Winterkorn für ihn ebenfalls: „Die Daten gehören uns.“ Kein Wunder, wenn der Wert eines Datensatzes aus einem drei Jahre laufenden Leasingfahrzeug mit 1.500 bis 3.000 Euro beziffert wird (ebenda DER SPIEGEL 11/ 2015). Wird Datenschutz zur Kernkompetenz von Automobilherstellern? Welche Interessen haben Kfz-Versicherer? Die Versicherungswirtschaft fordert diskriminierungsfreie Schnittstellen, um am Geschäft zu partizipieren.
Aufgabe: Beschreiben Sie den aktuellen Stand der Forschung zum Thema ´Driverless Car´. Skizzieren Sie mögliche neue Geschäftsfelder oder Änderungen bestehender Geschäftsfelder für die Versicherungsbranche und deren Chancen und Risiken. Auch rechtliche. Denken Sie in diesem sensiblen Bereich an die großen Wirkungen kleiner Effekte [9]. Evaluieren Sie Marktgrößen und Opportunitätskosten/ Verzichtskosten, wenn Chancen aus dem Bereich Telematik nicht wahrgenommen werden. Wagen Sie eine Vorhersage in Sachen Mobilität für das Jahr 2045. Lassen Sie sich dabei inspirieren durch das Buch des theoretischen Physikers Michio Kaku [10].
EWIGES LEBEN
Hintergrund: Die Bezeichnung ist etwas reißerisch. Um was geht es? Google Inc. hat in 2013 die Gründung des Biotechnologieunternehmens Calico angestoßen.Das Ziel des Unternehmens ist es, Methoden gegen die menschliche Alterung zu entwickeln. Das Unternehmen wird von Arthur D. Levinson zusammen mit Robert Cohen, Hal V. Barron, David Botstein und Cynthia Kenyon geführt. Drei der vier letztgenannten waren bereits im Vorfeld im Bereich der Gentechnik sehr erfolgreich beschäftigt. Levinson erhielt als CEO und Chairman des zweitgrößten Gentechnik-Unternehmens Genentech 321 Millionen US-Dollar Entschädigung nach der Übernahme Genentechs durch Roche. 2013 beschrieb Google-Mitgründer Larry Page in einem offenen Brief, das Unternehmen Calico habe den Fokus „Gesundheit, Wohlbefinden und Langlebigkeit“. Im September 2014 gab die Firma bekannt, dass sie mit dem US-amerikanischen Biotechnologie-Unternehmen AbbVie (Umsatz 19,9 Mrd. USD in 2014) zusammenarbeiten würde, um die Forschungsarbeiten stärker auf den Alterungsprozess und altersbedingte Krankheiten fokussieren zu können. Jedes der beiden Unternehmen plant, zunächst 250 Millionen USD in die gemeinsame Forschung zu investieren mit der Option die Forschungsgelder um weitere 500 Millionen USD zu erhöhen.
Fragen: Welche Folgen kann eine Verlängerung von Leben haben? Individuell? Gesellschaftlich? Wer entscheidet, wer länger leben darf? Der Gesellschaftliche Nutzen. Der Markt? Wie hoch werden die individuellen- und gesellschaftlichen Kosten sein für eine Verlängerung von Leben? Untersuchungen zeigen, dass die Ungleichheit der Einkommensentwicklung [13] und Vermögensverteilungen in den vergangenen Jahrzehnten auch in industrialisierten Ländern zugenommen haben. Wird Lebensverlängerung ein Privileg eines kleinen reichen Anteils der Bevölkerung in der wohlhabenden nördlichen Hemisphäre unseres Globus? Wäre dies ethisch vertretbar? Welche gesellschaftlichen Auswirkungen könnte dies in Europa haben? Welche Auswirkungen auf unser KV-System? Auf das Solidarprinzip? Wird es eine Lebensverlängerungsversicherung geben können?
Aufgabe: Skizzieren Sie gesellschaftlich-, wirtschaftlich- und ethisch tragfähige Lösungen für ein Angebot Calicos in Deutschland. Welche Rolle werden Versicherungen dabei spielen?
GESELLSCHAFT
UNGLEICHHEITSVERSICHERUNG
Hintergrund: Der US-Ökonom und Nobelpreisträger Robert Shiller warnt vor neuen Spekulationsblasen: Beschäftigte würden aus Sorge, ihren Job zu verlieren, voll auf Aktien setzen. Shillers Gegenentwurf: eine Police gegen den digitalen Umbruch.Das eigentlich große Thema unserer Zeit seien die in vielen Bereichen wachsende Ungleichheit und der Aufstieg der Informationstechnologie, die zahlreiche Berufe überflüssig machen werden [13]. Der Einzelne fragt sich: Wo ist mein Platz in dieser neuen Welt? Die Angst ist da, an den Rand gedrängt zu werden. Über Gewinne an den Börsen versuchen sich die Menschen damit abzusichern. Als Lösung sieht Shiller 1. Höhere Steuern für Reiche, um Löhne von Geringverdienern zu subventionieren. Denkbar seien auch negative Einkommenssteuern. Je später wir beginnen,die zunehmende Ungleichheit steuern zu wollen desto schwieriger wird es werden. 2. Eine Ungleichheitsversicherung. Sie würde so ähnlich funktionieren wie eine Berufsunfähigkeitsversicherung und dann zum Tragen kommen, wenn Ihr Humankapital wegen des Fortschritts in Ihrem Beruf entwertet würde. Ein Roboter ersetzt Sie. Pessimistische Schätzungen gehen davon aus, dass 80 Prozent aller Jobs in industrialisierten Ländern davon betroffen sein könnten. Die Versicherung könnte privat organisiert werden. Jeder einzelne könnte etwa Aktien ausgeben, die den Käufer an seinem wirtschaftlichen Erfolg beteiligen. Auf diese Weise entsteht ein Markt für Humankapital. Den Gedanken hatte bereits Milton Friedman in seinem Buch ´Kapitalismus und Freiheit´ entwickelt.[14]
Fragen: Gibt es Trends divergierender Einkommens- und Vermögensentwicklungen in der Welt? [15] Welche Berufe werden in einigen Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit durch Roboter ersetzt werden? Nur mit hohen Lohnkosten/ Lohnstückkosten verbundene Jobs? Wäre die Ungleichheitsversicherung nur in industrialisierten Ländern sinnvoll? Wie könnte sie im prinzipiell funktionieren?
Aufgabe: Beschreiben Sie Shillers Konzept der Ungleichheitsversicherung. Spielen Sie es persönlich durch. Wie sähe solch eine Versicherung für Sie aus? Unter welchen Bedingungen würden Sie diese Versicherung abschließen. Wie könnte ein lukratives Angebot auf dem deutschen Markt aussehen? Wann wäre sie für Sie als Vorstand einer Versicherungen attraktiv?
UNWELT:
CARBON BUBBLE
Hintergrund: Versicherer sind bemüht Gelder ihrer Versicherten möglichst lukrativ anzulegen. Sie gehen neue Investments ein oder trennen sich von ihnen. Im Augenblick geht die Furcht vor einer ´Carbon Bubble´ um und könnte die nächsten Jahrzehnte beherrschen. Welche Auswirkungen könnte diese Furcht auf die Portfolios von Versicherungen und die finanzielle Attraktivität diverser Produkte der Branche haben? Was hat es mit der ´Carbon Bubble´ auf sich? Nach der Meinung von Leuten, die der Stimmungsmache unverdächtig sind, dem früheren US-Finanzminister Henry Paulson oder dem britischen Ökonomen Nicholas Stern, Exchefvolkswirt der Weltbank, hat die Bubble das Zeug zu einer veritablen Finanzkrise. Die Annahme hierzu lautet: „Wenn die Staats- und Regierungschefs Ende des Jahres in Paris mit dem Zwei-Grad-Ziel Ernst machen und dem Ausstoß an Treibhausgasen Grenzen setzen, bekämen Energiekonzerne wie Exxon, Shell oder BP ein gravierendes Problem, vielleicht sogar eines, das ihre Existenz bedroht. Ihre Rohstoffreserven verlören erheblich an Wert, da ein Großteil des Öls, Gase und der Kohle dann ungenutzt im Boden bleiben müßten. […] Um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, dürfte die Welt [Anm.: nach den Finanzanalysten der Carbon Tracker Initiative.] nicht mehr als 565 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre blasen. Wenn man die bekannten fossilen Reserven verfeuerte, würde aber fast fünfmal so viel ausgestossen, rund 2.800 Milliarden Tonnen.“ Also noch einmal kurz zusammengefasst:
i ] 565 Mrd. Tonnen CO2-Emission,um das Zwei-Grad-Ziel bis 2050 zu erreichen
ii ] 745 Mrd. Tonnen CO2-Emissionen entsprechen den fossilen Brennstoffen, welche die Energieriesen in ihren Bilanzen als Vorrat ausweisen.
iii] 2.795 Mrd. Tonnen CO2 würden bei einer Ausbeutung aller heute bekannten Reserven frei.
Gründe, Beteiligungen an Öl-, Gas- oder Kohlefirmen abzustoßen. Immerhin geht es um die, nach der IT-Branche größte Anlageklasse der Welt mit rund 1.500 wichtigsten Unternehmen, die eine Marktkapitalisierung in 2014 von fast 5 Billionen Dollar darstellten.
Fragen: Ist die ´Carbon Bubble´einer von vielen (Medien)Hypes oder steckt etwas Substantielles dahinter? Wieviel Prozent ihrer Werte müßten große Erdölkonzerne vmtl. abschreiben, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen? Welche Finanzstabiltätsrisiken könnten daraus resultieren? Welche Auswirkungen auf die Gestaltung von Investment- und Desinvestment-Strategien in den Portfolios von Versicherungen könnte dies haben? Welche Chancen ergäben sich für die Versicherungsbranche daraus? Welche Risiken gälte es zu berücksichtigen?
Aufgabe: Beschreiben Sie das Modell der ´Carbon Bubble´ ausführlicher und leiten verschiedene Szenarien ab bzgl. der Finanz-Portfolios für Versicherungen/ Versicherungsgruppen, die sich als langfristig orientierte Investoren verstehen. Stellen Sie verschiedene Dienstleistungen/ Versicherungen und deren Finanzierbarkeit auf den Attraktivitäts-Prüfstand vor dem Hintergrund der ´Carbon Bubble´[11, 12].
THEMEN KÖNNEN MEHRFACH BELEGT WERDEN!!!!
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1 ] Maly, Hartwig; 1. Integrationsworkshop, Management-Flaneure, Blog ‚Shaping Alpha Power‘, 7. März 2014, https://shapingalphapower.wordpress.com/2014/03/07/management-flaneure/
2 ] Maly, Hartwig; 1. Integrationsworkshop, Der mit der Globalisierung tanzt, Blog ‚Shaping Alpha Power, 3. April 2014, https://shapingalphapower.wordpress.com/2014/04/03/der-mit-der-globalisierung-tanzt/
3 ] Maly, Hartwig; 2. Integrationsworkshop, Wirtschaftskrieger in der VUCA-Welt, Blog ‚Shaping Alpha Power‘, 4. April 2015, https://shapingalphapower.wordpress.com/2015/04/04/wirtschaftskrieger-in-der-vuca-welt/
4 ] Tina Kaiser, Thomas Jüngling, Benedikt Fuest, Thomas Heuzeroth, Titelthema: Die Menschenversteher, WamS, 21. Juni 2015
5 ] Jibo: The World’s First Social Robot, Youtube, https://m.youtube.com/watch?v=3N1Q8oFpX1Y
6 ] Ex Machina, ALex Garland, 2015, Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=GAv2aquUxDo , Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ex_Machina_ (Film)
7 ] Hartwig Maly, Blog ShapingAlphaPower, Yo Man – Transparency And The Evil Closer Together Than Many Of Us Expect, 24. Oktober 2014, https://shapingalphapower.wordpress.com/2014/10/24/yo-man-transparency-and-the-evil-closer-together-than-many-of-us-expect/
8 ] Dietrich Brunner, Bachelorarbeit ´Neuroselling´, 2014, Kurzfassung im Blog ShapingAlphaPower, 26. April 2014, https://shapingalphapower.wordpress.com/2014/04/26/neuroselling-das-gehirn-kauft-mit/
9 ] Hartwig Maly, DIe große Bedeutung der kleinen Dinge, Blog ShapingAlphaPower, 12. April 2012, https://shapingalphapower.wordpress.com/2012/04/12/die-bedeutung-der-kleinen-dinge/
10] Michio Kaku, Die Physik der Zukunft: Unser Leben in 100 Jahren, Dez. 2013
11] Wikipedia, Kohlenstoffblase https://de.wikipedia.org/wiki/Kohlenstoffblase
12] Alexander Jung, Die dreckige Billion, DER SPIEGEL 23/ 2015, S. 68- 70
13] Hartwig Maly, Will Your Job Be Done By A Robot? Blog ShapingAlphaPower, 23. Mai 2015, https://shapingalphapower.wordpress.com/2015/05/25/will-your-job-be-done-by-a-robot/
14] Daniel Eckert, Holger Zschäpitz, Wilde Ideen entwickeln, Welt am Sonntag, 31. Mai 2015
15] LE MONDE diplomatique, Atlas der Globalisierung, Die Welt von morgen. Der lange Abschied vom Wachstum, S. 10-13, 2012
Nudge – Führung zwischen Manipulation und Förderung
Veröffentlicht: 16. Februar 2015 in Führung, Hochschule, ToolsSchlagwörter:Autoritätsprinzip, Daniel Kahneman, DHBW, Dietrich Brunner, Führung, Gehirnforschung, Libertärer Paternatlismus, nudge, Nudge-Technik, Robert Cialdini, Sunstein, Thaler
Meine heutige Gastautorin ist Ann-Kathrin Blanke. Ann-Kathrin hat ihr BWL-Studium abgeschlossen in 2014 mit einer Arbeit über Nudging. Einer Führungstechnik, die in der Downing Street 10, im Oval Office und im Kanzleramt Angela Merkels eingesetzt, höhere Weihen verliehen bekommen hat. Sie arbeitet zur Zeit in der Allianz-Zentrale in München. Ich habe Ann-Kathrins Arbeit mit Vergnügen betreut. Und nun die Autorin mit einer Kurzfassung ihrer Arbeit.
Die Anforderungen an das Führungsverhalten befinden sich in einem stetigen Wandel, insbesondere in den letzten Jahrzehnten hat sich dieses von der materiell-orientierten und rein ökonomischen Gewinnmaximierung losgelöst. Auch wurde das externe Unternehmensumfeld mit einer zunehmenden Globalisierung und technischen Fortschritten zusätzlich komplex und dynamisch.[1] Doch was ist Führung? Rosenstiel, Molt und Rüttinger definieren die Führung als die zielbezogene Einflussnahme auf die Mitarbeiter des Unternehmens. Nach Weber stellt die Führung eine soziale Handlung dar, die den eigenen Mitarbeitern zum Erfolg verhilft.[2] Und welche Ziele sollten im Vordergrund stehen – die eigenen, die der Mitarbeiter oder die des Unternehmens? Und wie? Die Ökonomen Sunstein und Thaler liefern einen Ansatz, der alle drei konkurrierenden Ziele vereinigen soll: das Nudge-Konzept.
In meiner Bachelorarbeit untersuchte ich das Nudge-Konzept im Rahmen der Mitarbeiterführung. Nudges (deutsch: „Stupser“ oder „stupsen“) sollen Entscheidungsdefiziten entgegenwirken um durch bessere Entscheidungen die Mitarbeiterzufriedenheit, den Unternehmenserfolg und den individuellen Erfolg der Führungskraft gleichermaßen zu steigern. Mithilfe der Ergebnisse meiner Untersuchungen entwickelte ich ein exemplarisches Set möglicher „Nudges“, die von Führungskräften im Unternehmen angewandt werden können.
Die ethische Orientierung der Nudge-Technik liefert der „libertäre Paternalismus“[3], ein Kompromiss zwischen der strengen Bevormundung des traditionellen Paternalismus und der Beibehaltung liberaler Entscheidungsfreiheit.[4] Die Prinzipien des libertären Paternalismus führen zur Nudge-Technik: Durch die Bereitstellung und Gestaltung von Entscheidungsoptionen sollen den Menschen bessere Entscheidungen aufgezeigt werden, ohne die individuelle Entscheidungsfreiheit einzugrenzen.[5]
„Unter einem Nudge verstehen wir [Sunstein und Thaler] also alle Maßnahmen, mit denen Entscheidungsarchitekten[6] das Verhalten von Menschen in vorhersagbare Weise verändern können, ohne irgendwelche Optionen auszuschließen oder wirtschaftliche Anreize stark zu verändern. Ein Nudge muss zugleich leicht und ohne großen Aufwand zu umgehen sein. Er ist nur ein Anstoß (…).“[7]
Der „libertäre Paternalismus“ und mit ihm die Nudge-Technik kam erstmals bei politischen Zusammenhängen zur Anwendung und gewinnt zunehmend an Popularität.
Wie kommt es zu falschen Entscheidungen?[8]
Unser Gehirn kann innerhalb von Sekunden gewaltige Datenmengen verarbeiten. Nach Kahneman und Tversky lassen sich die kognitiven Prozesse im menschlichen Hirn in zwei Systeme unterscheiden, das schnelle und das langsame Denken. Das schnelle System 1 leitet Handlungen assoziativ von der Umwelt oder aus bereits bestehenden Erfahrungen ab. Entscheidungen werden schnell, automatisch und oftmals aufgrund sogenannten „Daumenregeln“ getroffen – in der Regel die richtigen.[9] Unter Druck, bei Informationsüberflutung oder starken Emotionen funktionieren die heuristischen Regeln jedoch nicht immer und es kommt zu Entscheidungsdefiziten.
„Das Hirn strebt danach, so viel wie möglich zu routinisieren (…) Nur unterscheidet das Hirn bei der Automatisierung nicht zwischen guten und schlechten Gewohnheiten. Es belohnt schlicht und einfach immer dann, wenn der Mensch sich verhält wie immer.“[10]
Viele dieser Entscheidungsdefizite aus System 1 können bereits im Vorfeld durch das langsamere, reflektierte System 2 verhindert werden. System 2 überwacht unsere Emotionen und unser Verhalten, benötigt zugleich aber auch mehr Energie. Um freie Kapazitäten für weitere Entscheidungen zu erhalten, begrenzt und selektiert das Gehirn die Verarbeitung eingehender Informationen. Es kommt zu kognitiven Verzerrungen, ebenfalls Entscheidungsdefizite.[11] Entscheidungsdefizite führen zu einem schlechteren Ergebnis als wäre die Entscheidung rational und mit vollkommener Informationsbasis getroffen worden. Wir alle kennen die Folgen dieser:
- Wie oft ist es Ihnen bereits passiert, dass Sie emotional auf eine Situation reagieren und es anschließend bereuen?
- Wie oft haben Sie sich schon zu Spontaneinkäufen hinreißen lassen, weil das Produktangebot „eine einmalige Gelegenheit ist“, „nur noch einmal vorhanden ist“ oder „eben auf Augenhöhe stand“?[12]
- Wie oft haben Sie ein bestimmtes Verhalten an den Tag gelegt, weil „die anderen es doch auch so machen“?
- Und wie oft haben Sie den lieber den bequemen Weg gewählt, selbst wenn Sie wussten, dass der andere Weg der bessere ist?
Diese Liste kann seitenlang ergänzt werden, die wenigen Beispiele zeigen jedoch bereits, dass wir alle Entscheidungsdefiziten kennen. Jedem dieser Entscheidungsdefizite kann gemäß den Studien von Sunstein und Thaler mit einem entsprechenden Nudge geantwortet werden.
Was sind denn dann die „richtigen“ oder „bessere Entscheidungen“?[13]
Die nächste logische Frage ist natürlich, was „gute“ oder gar „bessere Entscheidung“ ist? Und wie können Sie Nudges einsetzen? Wenn wir unsere eigenen Interessen und Ziele mit denen nahestehender Personen, unserer Kunden, Kollegen und Mitarbeiter vergleichen, wird schnell ersichtlich, dass diese ganz unterschiedlich ausfallen. Die beste Entscheidung für Sie muss nicht gleich die beste Entscheidung für Ihren Partner sein. Es liegen zahlreiche, zum Teil sehr unterschiedliche Definitionen des Begriffes „guter Entscheidungen“ vor. Die Möglichkeit „gute Entscheidungen“ für die Mehrheit der Zielgruppe zu formulieren, müssen dafür allerdings von den Zielen des Anwenders losgelöst werden.[14] Der von Sunstein und Thaler häufig genutzte Begriff „bessere Entscheidungen“ werden von den beiden wie folgt erläutert:
„Die Frage nach der Qualität der Entscheidungen, die Menschen treffen, ist eine empirische, und die Antwort hängt davon ab, ob sich die Menschen in einem bestimmten Bereich auskennen oder nicht. Wenn sie genug Erfahrung haben und umfassend informiert sind oder wenn sie hinsichtlich der Qualität ihrer Entscheidung sofort Feedback bekommen, darf man annehmen, dass sie sich richtig entscheiden. (…) Weniger gut sieht es in den Bereichen aus, in denen die Betroffenen keine Erfahrung haben, schlecht informiert sind und nur langsam oder selten mit den Folgen ihrer Entscheidungen konfrontiert werden.“[15]
Nudge als Führungstechnik[16]
Wirklich konkret ist das nicht, lässt aber erste Aufgaben für Sie in der Führungsrolle anmuten. Meine Studienergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Ein risikoaverses und stabiles System sind eine Voraussetzung für diese Maßnahmen. Blockaden für „bessere Entscheidungen“ sollten daher abgebaut werden, sowie ein Informationsüberfluss vermieden werden. Gute Entscheidungen entstehen durch Transparenz in den Prozessen, verbindliche Richtlinien, als auch bilaterale Feedbacks. Individuen wählen zudem den Weg des geringsten Widerstands, das bedeutet Situationen in denen mit einem geringen Aufwand einem hohen Ergebnis führen sind sympathisch und werden motivierter bewältigt.[17] Studien Johns et al. zeigten zum Beispiel, dass Mitarbeiter sich stärker für eine positive Unternehmenskultur engagieren, wenn diese sich wohl und sicher fühlen. Gleichzeitig sollten Aufgaben an die individuellen Fähigkeiten und Interessen gekoppelt werden. Dies erhöht die Identifikation mit dem Unternehmen.[18] Dobelli führt zusätzlich „klareres Denken, wertvollere Einsichten und mehr Zeit“ an.[19] Damit die Führungskraft mitarbeiterorientiert agiert und Nudges nicht zu für die Erreichung opportunistisch-egozentrischer Ziele missbraucht, sollten regelmäßige Kontrollen der Nudges durch eine weitere Funktion stattfinden. Ferner kann die Entscheidungsunterstützung durch neue Technologien und selektierten Informationen aus der Big Data-Masse unterstützt werden.[20]
Beispiele von Nudge-Maßnahmen
Um die Anzahl der Mitarbeiter, die mit dem Rad zur Arbeit fahren, im Unternehmen zu steigern, hat der Deutsche Wetterdienst seinen Parkplatz durch den Anbau von Fahrradstellplätzen verkleinert. Gleichzeitig wurden Duschen und Umkleiden gebaut. Die Zahl der Radfahrenden erhöhte sich dadurch von 20% auf 25%.[21] Kantinenbesucher wählen gesündere Mahlzeiten, wenn die gesunden Lebensmittel zu Anfang der Essensausgabe positioniert werden.[22] Individuen spenden vermehrt, wenn sie in der Öffentlichkeit stehen und zahlreiche ihrer Bekannten ebenfalls spenden.[23] Eine positive Resonanz der Mitarbeiter bekam die Allianz Worldwide Care in Dublin für die Zettel neben den Personenaufzügen mit der Aufschrift „Jeder erste Schritt ist ein kleiner Schritt zum Ziel“ und der Abbildung einer Treppe auf diesen.
Auswertung der Nudge-Führungstechnik[24]
Die Einschätzung des menschlichen Verhaltens ist nur eingeschränkt möglich, bessere Entscheidungen sind meist vorab nicht zu erkennen. Nudges sind zudem Interventionen in vorhandene Abläufe oder Beziehungsstrukturen und bringen Konfliktpotential mit sich. Sie sind daher stark von den Kompetenzen der Führungskraft, dem Informationsmanagement und der Kollaboration in der Gruppe abhängig. Eine klare Stärke der Nudge-Technik ist ihre kostengünstige und einfache Anwendbarkeit im Unternehmen. Unerwünschte Resultate können zudem aufgrund des Prozesses kleiner Entscheidungen hintereinander leicht revidiert werden. Zusätzlich sind Nudges bei besonders komplexen oder schwierigen Entscheidungen sinnvoll, da sie diese strukturieren und gegebenenfalls Optionen vorab selektieren.[25]
Das Thema „Nudge“ ist mittlerweile zum Inhalt zahlreicher Forschungen und Experimente geworden – mit deutlichen Aussagen: die „Nudge“-Führungstechnik zeigt in den einzelnen Experimenten überwiegend die gewünschte Wirkung.[26] Mit der Anwendung der Nudges erfolgt ein Ausbau der Kommunikation und Kollaboration im Unternehmen. Synergien im Unternehmen werden stärker genutzt, ein innovatives und motiviertes Arbeitsklima geschaffen. Im Konsens ergeben die einzelnen Nudges daher einen ökonomisch relevanten Wert für das Unternehmen darstellen. Die Unternehmensführung sollte jedoch keineswegs auf traditionelle Ansätze verzichten, sondern die Nudges vielmehr als taugliche Ergänzungen im Rahmen des genannten Wandels anwenden. Mt diesem Hintergrund sind Nudges besonders für kleine Verhaltensveränderungen eine attraktive Option für Unternehmen.
Was es sonst noch zu beachten gilt und wie Sie Nudges in Ihrem Unternehmen gezielt einsetzen, können Sie noch in diesem Jahr erfahren…
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[1]Homburg, C.: Marketingmanagement – Strategie, Instrumente, Umsetzung, Unternehmensführung, 4. Auflage, Wiesbaden 2009, Macharzina, K., Wolf, J.: Unternehmensführung. 5. Aufl., Wiesbaden 2005, S. 1-12, 202f, 932f, et al.
[2]Macharzina, K., Wolf, J.: Unternehmensführung. 5. Aufl., Wiesbaden 2005, S. 1-12, 202f, 932f.
[3]Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, Schnellenbach, J.: Wohlwollendes Anschubsen: Was ist mit liberalem Paternalismus zu erreichen und was sind seine Nebenwirkungen?, in: Perspektiven der Wirtschaftspolitik, Band 12/4, S. 445–459, München 2012.
[4]Bei einer libertären Führung, wird jegliche Repression des Mitarbeiters abgelehnt. Fehlentscheidungen werden toleriert und antiautoritär gelöst. Der traditionelle „Paternalismus“ schränkt die Entscheidungsfreiheit der Individuums oder einer Gruppe mit der gezielten, signifikanten Erhöhung der Kosten einer unerwünschten Optionen ein.
[5]Chapman, A.: Nudge theory, in: http://www.businessballs.com/nudge-theory.htm, 2014, zuletzt aktualisiert: 16.07.2014, Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009.
[6]Der Anwender der Nudge-Maßnahmen.
[7]Zitat Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, S.15.
[8]Vgl. Chapman, A.: Nudge theory, in: http://www.businessballs.com/nudge-theory.htm, 2014, zuletzt aktualisiert: 16.07.2014, , Dobelli, R.: Die Kunst des klaren Denkens: 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen, München 2011., Dobelli, R.: Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen, München 2012, Gigerenzer, G.: Risiko – Wie man richtige Entscheidungen trifft, München 2013, S. 1-35., John, P. et al: Nudge, Nudge, Think, Think: Experimenting with Ways to Change Civic Behaviour, London/New York 2011, Kahneman, D.: Schnelles Denken, Langsames Denken, 4. Auflage, München 2014., Mérö, L., Ehlers, A. (Kognition, 2002): Die Grenzen der Vernunft: Kognition, Intuition und komplexes Denken, 2. Auflage, Reinbek 2002, Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009.
[9]Siehe auch „kognitive Heuristik“ oder „Rules of Thumb“. Ein Sammelwerk mit Forschungsergebnissen ist in „Rules of Thumb – A life manual“ von Parker, T. (Workman Publishing Company, Inc. New York 2008) nachzulesen.
[10]Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth, Fachbereich 2 Neurobiologie, Universität Bremen; in: Dilk, A., Littger, H. (Nudge, 2014): Gewohnheiten ändern: Du musst besser werden!, in: http://www.spiegel.de/wirtschaft/gewohnheiten-raus-aus-der-routine-a-965136. html, vom 04.05.2014, zuletzt aktualisiert: 26.04.2014.
[11]Kluwe et al. nennt diese Eigenschaften „Selektivität und Begrenztheit“. Tversky und Kahneman haben im Laufe ihres Forschungsprogramms rund 50 bis 100 verschiedene Arten der kognitiven Verzerrungen definiert. Vgl. Kluwe, R.H. (Kognition. o.J.): Lexikon der Psychologie – Kognition, in: Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH (Hrsg.): Lexikon der Psychologie, Heidelberg o.J..
[12]Der Framing-Effekt wird insbesondere im Verkauf intensiv genutzt. Die Anordnung einer Sache oder das Hervorheben bestimmter Eigenschaften können verschiedene Emotionen ansprechen. So werden positive Emotionen für ein bestimmtes Produkt bei der Darstellung von besonders teuren Gütern aktiviert. Siehe auch: „Neuroselling“. Mehr Informationen zu Vertriebstechniken siehe: Website des Deutschen Vertriebs- und Verkaufsleiter Kongresses, http://www.dvvk.de/.
[13]Dobelli, R.: Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen, München 2012, Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009.
[14]Vgl. Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, S.11.
[15]Siehe Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, S. 21.
[16]Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, S. 316, Chapman, A.: Nudge theory, in: http://www.businessballs.com/nudge-theory.htm, 2014, zuletzt aktualisiert: 16.07.2014, Schnellenbach, J.: Wohlwollendes Anschubsen: Was ist mit liberalem Paternalismus zu erreichen und was sind seine Nebenwirkungen?, in: Perspektiven der Wirtschaftspolitik, Band 12/4, S. 445–459, München 2012.
[17]Siehe auch „Status Quo“. Chapman, A.: Nudge theory, in: http://www.businessballs.com/nudge-theory.htm, 2014, zuletzt aktualisiert: 16.07.2014, Dobelli, R.: Die Kunst des klaren Denkens: 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen, München 2011, Dobelli, R.: Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen, München 2012, Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009.[18]Chapman, A.: Nudge theory, in: http://www.businessballs.com/nudge-theory.htm, 2014, zuletzt aktualisiert: 16.07.2014, , John, P. et al: Nudge, Nudge, Think, Think: Experimenting with Ways to Change Civic Behaviour, London/New York 2011, Granberg, D. (Hrsg.): Social judgment and intergroup relations : essays in honor of Muzafer Sherif, Berlin et al., 1992, S. 175ff.
[19]Vgl. Dobelli, R.: Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen, München 2012, S. 209f, Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, S. 126, 129.
[20]Siehe Spiegel Online GmbH (Hrsg.): Interview with Alex Pentland: Can We Use Big Data to Make Society Better?, in: http://www.spiegel.de/international/zeit-geist/scientist-alex-pentland-argues-big-data-can-be-used-to-improve-society-a.html, vom 26.05.2014, zuletzt aktualisiert: 19.07.2014.
[21]Dilk, A., Littger, H.: Gewohnheiten ändern: Du musst besser werden!, in: http://www.spiegel.de/wirtschaft/gewohnheiten-raus-aus-der-routine-a-965136. html, vom 04.05.2014, zuletzt aktualisiert: 26.04.2014..
[22]Andersherum gilt dies für ungesundes Essen. Vgl. Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, S. 9f.[23]Ein aktuelles Beispiel ist die „Ice Bucket Challenge“. Siehe: http://www.alsa.org/fight-als/ice-bucket-challenge.html.
[24]Vgl. Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, S. 160, 308-330; siehe zudem Cialdini, R.B.: Influence Science and Practice, 4. Ausgabe, Needham 2000., Gigerenzer, G.: Risiko – Wie man richtige Entscheidungen trifft, München 2013, S. 1-35., sowie Gigerenzer, G. (Reply, 1996): On narrow norms and vague heuristics: A reply to Kahneman and Tversky, in: Psychological Review, Band 3/103, Washington 1996, S. 592-596, John, P. et al: Nudge, Nudge, Think, Think: Experimenting with Ways to Change Civic Behaviour, London/New York 2011, S. 161, Schnellenbach, J.: Wohlwollendes Anschubsen: Was ist mit liberalem Paternalismus zu erreichen und was sind seine Nebenwirkungen?, in: Perspektiven der Wirtschaftspolitik, Band 12/4, S. 445–459, München 2012, et al.
[25]Ohne unmittelbares Feedback ist der Lernprozess kaum gegeben, Sunstein und Thaler nennen in diesem Kontext den Golfspieler, der den Ball nach dem Schlag wiederfinden muss um zu wissen, wie gut der Schlag war, vgl. Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009.
[26]Vgl. John, P. et al: Nudge, Nudge, Think, Think: Experimenting with Ways to Change Civic Behaviour, London/New York 2011, S. 159; ebenso: Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, S. 308-330.
Sehr nettes Abendessen mit einigen meiner Studenten . . .
Veröffentlicht: 16. April 2014 in Be happy, HochschuleSchlagwörter:DHBW, Mannheim, Neckarstadt Mannheims, Osteria Limoni, Versicherung
Fünflinge zur Welt gebracht . . .
Veröffentlicht: 27. Februar 2014 in HochschuleSchlagwörter:Bachelorarbeit, Motivation, Nachfolgeregelung, Networking, Pferdecoaching, Sozialkapital
Gefühlte sechs Monate intensiver Betreuung spannender Bachelorarbeiten abgeschlossen. Letzte Telefonate vor der Deadline 3. März. Die Kinder heissen „Karriere und professionelles Networking“, „Sozialkapital und Vertrieb“, „Motivationstheorien auf dem Prüfstand neuerer Ergebnisse der Hirnforschung“, „Pferdecoaching“ und „Nachfolgeregelung KMU‘. Die Kinder sehen recht gut gelungen aus.
Ein Jahr lang Vorlesungen am Lehrstuhl Versicherung der Dualen Hochschule. Nun die Abschiedsfeier im Rosengarten mit Eltern und Freunden. Einige tausend Teilnehmer. Sehr formeller Rahmen. 23.15 Uhr Beginn des legendären Vortrages des Lehrstuhlinhabers Prof. Meissner vor der Übergabe der Urkunden. Einige hundert Fotos. Immer sehr charmant und unterhaltsam vorgetragen. Diesmal auch kurzweilig. Anschließend viele Gespräche mit lieb gewonnenen Studenten. Unter anderem diesen: André (auch BVB- Fan), Bernd (Dozent), Dietrich und Patrick.
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Psychopathische Grüße aus dem Herzen des Klosters Bad Wimpfen.
Veröffentlicht: 6. Oktober 2013 in Hochschule, Macht, ManagementSchlagwörter:Bachelorarbeit, Kevin Dutton, Miriam Loy, Psychopathen, Richard Fuld
Zugegeben, der Titel ist etwas reißerisch. Vielleicht aber auch nicht, wenn Sie an meinen letzten Post „Psychopathen als Vorbilder“ denken. Immerhin stehen Theologen in Prof. Kevin Duttons Ranking „Funktioneller (positiver) Psychopathen“ auf Platz acht seiner umfangreichen wissenschaftlichen Umfrage. Deutlich abgeschlagen hinter Managern, Juristen und Journalisten. Ich unterstelle mal sehr großzügig, dass Mönche in der Umfrage subsumiert sind. Fakt ist, ich bin über das Wochenende wirklich im Kloster Bad Wimpfen. Fakt ist auch, dass ich einen ebenso eleganten wie reißerischen Einstieg suche in ein neues Experiment meines Blogs.
Ich werde nach und nach spannende Bachelorarbeiten in meinem Blog veröffentlichen. Von Ex-Studenten authorisierte Kurzfassungen. Der Einstieg gehört dem Titel „Psychopathen im Management – Identifikation und effektiver Einsatz im Unternehmen.“ Die Autorin Miriam Loy, war Studentin an der DHBW im Lehrstuhl Versicherung. Der Leitgedanke bei dieser Arbeit war, Psychopathen kontrolliert einzustellen oder ihnen den Einstieg zu verwehren. Wie und wo im Unternehmen oder einer Verwaltung kann ich die Energie, die Risikobereitschaft und den gewinnenden Charakter funktioneller Psychopathen für die gesamte Organisation nutzbringend einsetzen. Funktionelle Psychopathen meint Personen – übrigens überwiegend Männer – die gefühlsarm/ gefühlsfrei, trotzdem charismatisch wirkend, intelligent, mit intaktem bildungsbürgerlichem Hintergrund, extrem fokussiert, angstarm/ angstfrei und fallweise brutal sind. Klingt nach wenigen Ausnahmen wie Richard Fuld von ehemals Lehman Brothers, der höhere zweistellige Milliardenbeträge ohne erkennbare Reue versenkte. Glücklicherweise sind es mehr – geschätzte 1 bis 2 Prozent der Bevölkerung – sonst würde sich eine wissenschaftliche Betrachtung nicht lohnen.
Bis die nächsten Tage mit der spannenden Kurzfassung der Arbeit Miriam Loys.