Archiv für die Kategorie ‘Hochschule’

© H. Maly, 2015

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Zum dritten Mal wird Anfang 2016 ein Integrationsworkshop des Lehrstuhls BWL/ Versicherung der Dualen Hochschule Mannheims stattfinden. Über 100 Studenten entscheiden sich für fünf Themengruppen. Bei mir geht es um ´Megatrends und Geschäftsopportunitäten für die Versicherungsbranche – Ein Blick ins Jahr 2045´. Das Kurzweil-Jahr. In dem Roboter Menschen in allen Belangen überlegen sein sollen. Welche Chancen und Risiken (u.a. ethische) ergeben sich zum Beispiel aus dem Google/ Calico-Projekt Lebensverlängerung/ Ewiges Leben?

Endlich! Wieder! Erste Anzeichen von Aufbruchsstimmung. Der dritte Integrationsworkshop des Lehrstuhls BWL/ Versicherung der Dualen Hochschule Mannheims winkt am Horizont des Terminkalenders. Anfang 2016, an noch unbekannter Location. Nach den vergangenen beiden Veranstaltungen im gediegenen Ambiente eines Golfhotels in der Pfalz, diesmal spartanischer. Irgendwie sehe ich einen großen Raum im Industriehafen Mannheims vor mir. Industriestraße? Mal sehen, was geht. Bei knappen Kassen. Trotzdem. In some way it should be an intellectual and physical outer space. Wie die Themen für meine Gruppe. Hoffe ich. Davon gleich mehr. Circa 100 Studenten werden auf wenige Themengruppen verteilt, die Ergebnisse Ihrer wissenschaftlichen Ausarbeitungen vortragend und diskutierend. Wie in 2014 und 2015. In meinen Gruppen bisher eine konzentrierte, diskussionsfreudige und trotzdem relaxte Atmosphäre, der man nicht anmerkte, dass es Prüfungen waren und es um eine Menge Credits ging. Wechselnde zusätzliche Teilnehmer aus anderen Gruppen sorgten für ein universitäres und nicht schulisches Umfeld.

Der Workshop bietet die Gelegenheit, Gedanken fliegen zu lassen. Sich zu begeistern, anspruchsvolle Fragestellungen wissenschaftlich zu untersuchen und auf die für die Unternehmenspraxis relevanten Ergebnisse hin einzudampfen. In den vergangenen Jahren das Themenfeld ‚Globalisierung ist Krieg‘  mit Vorträgen zu den Themen: Disruptive Technologien, Economic Hitmen, Ehrbarer Kaufmann, Game Changer, Psychopathen, Eliten (Jesuiten, E-4-Leadership etc.), Black Swans, VUCA-World, Krieger und ihre Waffen, Strategien und Strategeme u.v.m. . Spannend, aber zwei Jahre sind genug [1, 2, 3].

Was hat mich in diesem Jahr bewegt? Zwei Dinge. Ich möchte meinen Studenten Gelegenheit geben, zu erfahren, dass es keine Herausforderung gibt, der sie intellektuell nicht gewachsen sind. Und, dass dies viel Freude bereiten kann.  Auch in einem kulturellen Umfeld, Deutschland, Südwestdeutschland, in dem man eher problem- denn lösungsorientiert denkt und in dem ‚Nichts gesagt, ist Lob genug‘ gelebt wird. Ich wünsche mir für den Workshop einen ‚Silicon Valley Spirit‘. Nicht, das haben wir noch nie gemacht. Oder, soweit in die Zukunft gedacht? Drei Jahre? Ist bei uns nicht üblich. Ich wünsche mir die Einstellung des Google LabX-Chefs Thrun, der seine Forschung, die Entwicklung einer neuen Geschäftsopportunität beginnt mit den Fragen ‚Warum sollen Autos nicht fliegen?‘ oder ‚Warum sollen wir nicht ewig leben?‘ Anything goes. Unsere große Begeisterungsfähigkeit wird im Laufe des Berufslebens noch oft genug gebeutelt werden. Ich würde mich freuen, wenn das Event im sechsten Semester – wie in den vergangenen Jahren – als eine Mischung aus big challenge und big intellectual party wahrgenommen würde.

Die zentrale Idee für meine Gruppe im Februar 2016 ist ‚Megatrends und Geschäftsopportunitäten für Versicherungen – Blick in das Jahr 2045′. Einige Trends aus den Bereichen Ökologie, Gesellschaft und High-Tech werden darauf hin überprüft, welche Chancen und Risiken denkbar sind? Wer oder was dafür verantwortlich sein könnte? Welche Produkte oder Dienstleistungen zur Vorsorge denkbar sind. Das Jahr 2045 ist vom Google Chefingenieur Ray Kurzweil als technische Singularität definiert worden. Als Zeitpunkt, in dem Automaten oder Roboter Menschen in allen Belangen übertreffen werden. Eine abschließende Plenumsdiskussion unter den referierenden Studenten soll einen Blick in die weitere Zukunft, in das Kurzweil-Jahr,  ermöglichen, um ein Gefühl für das Gesamtgemälde zu entwickeln, das sich aus den Puzzlesteinen der Vorträge ergibt und die Rolle, die Versicherungen in ihr spielen könnten. Nun zu den Themenvorschlägen.

HIGH-TECH
AFFECTIVE COMPUTING
Hintergrund: Rosalind Picard vom MIT Media Lab, Leiterin der Affective Computing Research Group, beschäftigt sich seit vielen Jahren damit, Maschinen die Wahrnehmung von Gefühlen beizubringen. Picards Arbeiten zu computerisierten Brillen wurden zu Google Glasses weiter entwickelt und sollten helfen, nicht nur Gebäude zu identifizieren oder den kürzesten Weg zu einem Geschäft mit Schnäppchen-Angeboten sondern Menschen und ihre Stimmungen. Stellen Sie sich bitte vor, bei welchen Gelegenheiten (Beschwerden, Meldung eines Schadens etc.) es für eine Versicherung hilfreich wäre, Emotionen bei Kunden eindeutig zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu veranlassen [4]. Verbal oder in Social Media-Netzwerken mit Apps ähnlich ´Five Labs´ zur Persönlichkeitsanalyse. Wie könnten Außendienstmitarbeiter in 2045 aussehen, wenn Sie sich die Arbeiten von Cynthia Breazeal, einer Associate Professor für Human-Robot Interaction, ansehen, zum Beispiel den Roboter Jibo [5,8] oder dessen Weiterentwicklungen in den nächsten Jahrzehnten.
Fragen: Welches Potential haben die beiden Forschungsbereiche? Stehen Sie unmittelbar vor der Marktreife? Wie werden sie unser Leben beeinflussen? Werden Produkte unsere Emotionen ihnen gegenüber wahrnehmen können und sich angemessen anbieten? Werbeplakate. Versicherungspolicen. Flyer? Werden unsere emotionalen Profile als Waren gehandelt werden? Wer wird uns vor Manipulationen schützen? Ist es nicht wünschenswert, dass Dienstleister meine Wünsche kennen und mich verwöhnen können? Was, wenn ich mal abschalten möchte in einer Welt permanenter digitaler Geschwätzigkeit? Wer schützt meine individuelle Sphäre? Ist es nicht gut für alle Versicherten wenn man Versicherungsbetrug schnell identifizieren kann und so die Versicherungsgemeinschaft schützt? Hat der Versicherte nicht Anspruch auf kostengünstige Angebote hoher Qualität? Effiziente Prozesse. Automaten/ Roboter, die dies 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche gewährleisten können? Schlanke, effiziente Prozesse werden einen erheblichen Teil an Arbeitskräften freisetzen. Welche Jobs werden noch übrig bleiben? Werden Roboter die besseren Menschen sein? Können Sie sich vorstellen, wie die Transhumanisten, dass Sie Ihren Körper um kybernetische Komponenten ergänzt, deutlich leistungsfähiger machen können und möchten? Was macht eigentlich Menschlichkeit aus?
Aufgabe: Fassen Sie den aktuellen Stand der Forschung in den Bereichen ´Affective Computing´und ´Human Robot Interaction´ zusammen und schätzen Sie die Möglichkeiten des Einsatzes in der Versicherungsbranche ein. Extrapolieren Sie die Entwicklungen bis zur Singularity. Schätzen Sie das wirtschaftliche Potential ab. Betrachten Sie diese Entwicklungen unter rechtlichen- und ethischen Aspekten (Gesinnungsethik, Utilitarismus etc.). Stimmen Sie sich auf die langfristige Prognose ein, mit dem gerade im Kino laufenden Film ‚Ex Machina‚ von Alex Garland [6] und dem Roman ´Der Circle´ von Dave Eggers [7].

DRIVERLESS CAR
Hintergrund: Eines von Googles Moonshot-Projekten beschäftigt sich mit fahrerlosen Automobilen.  Verantwortlich ist der deutsche Forscher Sebastian Thrun, ehemaliger Direktor des Stanford Artificial Intelligence Laboratory und ´Google Fellow´. Er baute die geheime Forschungsabteilung GoogleX ab 2011 auf.  Thruns etwas über 20  Testfahrzeuge sind seit 2012 über eine Millionen autonome Kilometer gefahren und nur in 12 kleinere Unfälle verwickelt gewesen. Bis 2020 will Google, zur Zeit noch ausstehende Probleme gelöst haben wie heftigen Regen oder Schnee oder Polizisten, die Google-Cars zum Halten veranlassen möchten. 2012 reihte die Zeitschrift ´Foreign Policy´ Thrun unter den 100 einflussreichsten Denkern der Welt auf Platz vier ein. Seit April 2014 holte ihn einer der größten global tätigen Finanzdienstleister, die Credit Suisse, in den Verwaltungsrat. Natürlich nicht ohne Grund. Der Bereich Telematik verspricht erhebliche Potentiale. DER SPIEGEL 11/ 2015 schreibt unter ´Rollende Rechner´auf den Seiten 64/ 65, dass der Vizegouverneur von Masschusetts um fünf Uhr morgens in seinen Dienstwagen stieg, um Kaffee und Zeitungen zu kaufen. Auf der Interstate-Autobahn 190 kam sein Ford von der Straße ab, prallte auf einen Felsen und überschlug sich. Der Politiker blieb unverletzt. Er sei angeschnallt gewesen, beteuerte er und habe sich an das Tempolimit gehalten. Acht Wochen später war klar, nichts davon traf zu. Obwohl es keine Zeugen gab. Daten des ´Event Data Recorders´ des Airbags und des elektrische Kontrollmoduls des Motors widerlegten ihn. Dutzende Chips, Sensoren und Prozessoren sammeln ständig Daten, werten sie aus und speichern sie.Vernetztes Fahren wird nach McKinsey  bis 2020 ein Geschäft mit geschätztem Volumen von 170 Mrd. Euro sein.
Fragen: Ist es nicht angenehm, sich vorzustellen, dass Sie während einer Autofahrt machen können, was immer Sie mögen und wie von selbst an Ihrem Bestimmungsort ankommen? Mobilität rückt aus dem Mittelpunkt an den Rand. Mobilität als App wie andere auch. Welche Hoffnungen und Ängste könnten Kunden damit verbinden? Werden sie noch am letzten Platz, so der Opel-Chef Neumann,  an dem sie bisher Ruhe hatten, zum gläsernen Menschen werden? Klären Sie unter welchen Bedingungen und zu welchem Zweck auf Daten zugegriffen werden darf. Wie viel Autonomie bleibt den Autofahrern? Wem gehören die Daten? Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur ´Informationellen Selbstbestimmung´ aus 1983 scheint eindeutig. Die Position des VW-Chefs Martin Winterkorn für ihn ebenfalls: „Die Daten gehören uns.“ Kein Wunder, wenn der Wert eines Datensatzes aus einem drei Jahre laufenden Leasingfahrzeug mit 1.500 bis 3.000 Euro beziffert wird (ebenda DER SPIEGEL 11/ 2015). Wird Datenschutz zur Kernkompetenz von Automobilherstellern? Welche Interessen haben Kfz-Versicherer? Die Versicherungswirtschaft fordert diskriminierungsfreie Schnittstellen, um am Geschäft zu partizipieren.
Aufgabe: Beschreiben Sie den aktuellen Stand der Forschung zum Thema ´Driverless Car´. Skizzieren Sie mögliche neue Geschäftsfelder oder Änderungen bestehender Geschäftsfelder für die Versicherungsbranche und deren Chancen und Risiken. Auch rechtliche. Denken Sie in diesem sensiblen Bereich an die großen Wirkungen kleiner Effekte [9]. Evaluieren Sie Marktgrößen und Opportunitätskosten/ Verzichtskosten, wenn Chancen aus dem Bereich Telematik nicht wahrgenommen werden. Wagen Sie eine Vorhersage in Sachen Mobilität für das Jahr 2045. Lassen Sie sich dabei inspirieren durch das Buch des theoretischen Physikers Michio Kaku [10].

EWIGES LEBEN
Hintergrund: 
Die Bezeichnung ist etwas reißerisch. Um was geht es? Google Inc. hat in 2013 die Gründung des Biotechnologieunternehmens Calico angestoßen.Das Ziel des Unternehmens ist es, Methoden gegen die menschliche Alterung zu entwickeln. Das Unternehmen wird von Arthur D. Levinson zusammen mit Robert Cohen, Hal V. Barron, David Botstein und Cynthia Kenyon geführt. Drei der vier letztgenannten waren bereits im Vorfeld im Bereich der Gentechnik sehr erfolgreich beschäftigt. Levinson erhielt als CEO und Chairman des zweitgrößten Gentechnik-Unternehmens Genentech 321 Millionen US-Dollar Entschädigung nach der Übernahme Genentechs durch Roche. 2013 beschrieb Google-Mitgründer Larry Page in einem offenen Brief, das Unternehmen Calico habe den Fokus „Gesundheit, Wohlbefinden und Langlebigkeit“. Im September 2014 gab die Firma bekannt, dass sie mit dem US-amerikanischen Biotechnologie-Unternehmen AbbVie (Umsatz 19,9 Mrd. USD in 2014) zusammenarbeiten würde, um die Forschungsarbeiten stärker auf den Alterungsprozess und altersbedingte Krankheiten fokussieren zu können. Jedes der beiden Unternehmen plant, zunächst 250 Millionen USD in die gemeinsame Forschung zu investieren mit der Option die Forschungsgelder um weitere 500 Millionen USD zu erhöhen.
Fragen: Welche Folgen kann eine Verlängerung von Leben haben? Individuell? Gesellschaftlich? Wer entscheidet, wer länger leben darf? Der Gesellschaftliche Nutzen. Der Markt? Wie hoch werden die individuellen- und gesellschaftlichen Kosten sein für eine Verlängerung von Leben? Untersuchungen zeigen, dass die Ungleichheit der Einkommensentwicklung [13] und Vermögensverteilungen in den vergangenen Jahrzehnten auch in industrialisierten Ländern zugenommen haben. Wird Lebensverlängerung ein Privileg eines kleinen reichen Anteils der Bevölkerung in der wohlhabenden nördlichen Hemisphäre unseres Globus? Wäre dies ethisch vertretbar? Welche gesellschaftlichen Auswirkungen könnte dies in Europa haben? Welche Auswirkungen auf unser KV-System? Auf das Solidarprinzip? Wird es eine Lebensverlängerungsversicherung geben können?
Aufgabe: Skizzieren Sie gesellschaftlich-, wirtschaftlich- und ethisch tragfähige Lösungen für ein Angebot Calicos in Deutschland. Welche Rolle werden Versicherungen dabei spielen?

GESELLSCHAFT
UNGLEICHHEITSVERSICHERUNG
Hintergrund:
Der US-Ökonom und Nobelpreisträger Robert Shiller warnt vor neuen Spekulationsblasen: Beschäftigte würden aus Sorge, ihren Job zu verlieren, voll auf Aktien setzen. Shillers Gegenentwurf: eine Police gegen den digitalen Umbruch.Das eigentlich große Thema unserer Zeit seien die in vielen Bereichen wachsende Ungleichheit und der Aufstieg der Informationstechnologie, die zahlreiche Berufe überflüssig machen werden [13]. Der Einzelne fragt sich: Wo ist mein Platz in dieser neuen Welt? Die Angst ist da, an den Rand gedrängt zu werden. Über Gewinne an den Börsen versuchen sich die Menschen damit abzusichern. Als Lösung sieht Shiller 1. Höhere Steuern für Reiche, um Löhne von Geringverdienern zu subventionieren. Denkbar seien auch negative Einkommenssteuern. Je später wir beginnen,die zunehmende Ungleichheit steuern zu wollen desto schwieriger wird es werden. 2. Eine Ungleichheitsversicherung. Sie würde so ähnlich funktionieren wie eine Berufsunfähigkeitsversicherung und dann zum Tragen kommen, wenn Ihr Humankapital wegen des Fortschritts in Ihrem Beruf entwertet würde. Ein Roboter ersetzt Sie. Pessimistische Schätzungen gehen davon aus, dass 80 Prozent aller Jobs in industrialisierten Ländern davon betroffen sein könnten. Die Versicherung könnte privat organisiert werden. Jeder einzelne könnte etwa Aktien ausgeben, die den Käufer an seinem wirtschaftlichen Erfolg beteiligen. Auf diese Weise entsteht ein Markt für Humankapital. Den Gedanken hatte bereits Milton Friedman in seinem Buch ´Kapitalismus und Freiheit´ entwickelt.[14] 
Fragen:
Gibt es Trends divergierender Einkommens- und Vermögensentwicklungen in der Welt? [15] Welche Berufe werden in einigen Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit durch Roboter ersetzt werden? Nur mit hohen Lohnkosten/ Lohnstückkosten verbundene Jobs? Wäre die Ungleichheitsversicherung nur in industrialisierten Ländern sinnvoll? Wie könnte sie im prinzipiell funktionieren?  
Aufgabe:
Beschreiben Sie Shillers Konzept der Ungleichheitsversicherung. Spielen Sie es persönlich durch. Wie sähe solch eine Versicherung für Sie aus? Unter welchen Bedingungen würden Sie diese Versicherung abschließen. Wie könnte ein lukratives Angebot auf dem deutschen Markt aussehen? Wann wäre sie für Sie als Vorstand einer Versicherungen attraktiv?

UNWELT:
CARBON BUBBLE
Hintergrund: 
Versicherer sind bemüht Gelder ihrer Versicherten möglichst lukrativ anzulegen. Sie gehen neue Investments ein oder trennen sich von ihnen. Im Augenblick geht die Furcht vor einer ´Carbon Bubble´ um und könnte die nächsten Jahrzehnte beherrschen. Welche Auswirkungen könnte diese Furcht auf die Portfolios von Versicherungen und die finanzielle Attraktivität diverser Produkte der Branche haben? Was hat es mit der ´Carbon Bubble´ auf sich? Nach der Meinung von Leuten, die der Stimmungsmache unverdächtig sind, dem früheren US-Finanzminister Henry Paulson oder dem britischen Ökonomen Nicholas Stern, Exchefvolkswirt der Weltbank, hat die Bubble das Zeug zu einer veritablen Finanzkrise. Die Annahme hierzu lautet: „Wenn die Staats- und Regierungschefs Ende des Jahres in Paris mit dem Zwei-Grad-Ziel Ernst machen und dem Ausstoß an Treibhausgasen Grenzen setzen, bekämen Energiekonzerne wie Exxon, Shell oder BP ein gravierendes Problem, vielleicht sogar eines, das ihre Existenz bedroht. Ihre Rohstoffreserven verlören erheblich an Wert, da ein Großteil des Öls, Gase und der Kohle dann ungenutzt im Boden bleiben müßten. […] Um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, dürfte die Welt [Anm.: nach den Finanzanalysten der Carbon Tracker Initiative.] nicht mehr als 565 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre blasen. Wenn man die bekannten fossilen Reserven verfeuerte, würde aber fast fünfmal so viel ausgestossen, rund 2.800 Milliarden Tonnen.“ Also noch einmal kurz zusammengefasst:
i  ] 565 Mrd. Tonnen CO2-Emission,um das Zwei-Grad-Ziel bis 2050 zu erreichen
ii ] 745 Mrd. Tonnen CO2-Emissionen entsprechen den fossilen Brennstoffen, welche die Energieriesen in ihren Bilanzen als Vorrat ausweisen.
iii] 2.795 Mrd. Tonnen CO2 würden bei einer Ausbeutung aller heute bekannten Reserven frei.
Gründe, Beteiligungen an Öl-, Gas- oder Kohlefirmen abzustoßen. Immerhin geht es um die, nach der IT-Branche größte Anlageklasse der Welt mit rund 1.500 wichtigsten Unternehmen, die eine Marktkapitalisierung in 2014 von fast 5 Billionen Dollar darstellten.
Fragen: Ist die ´Carbon Bubble´einer von vielen (Medien)Hypes oder steckt etwas Substantielles dahinter? Wieviel Prozent ihrer Werte müßten große Erdölkonzerne vmtl. abschreiben, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen? Welche Finanzstabiltätsrisiken könnten daraus resultieren? Welche Auswirkungen auf die Gestaltung von Investment- und Desinvestment-Strategien in den Portfolios von Versicherungen könnte dies haben? Welche Chancen ergäben sich für die Versicherungsbranche daraus? Welche Risiken gälte es zu berücksichtigen?
Aufgabe: Beschreiben Sie das Modell der ´Carbon Bubble´ ausführlicher und leiten verschiedene Szenarien ab bzgl. der Finanz-Portfolios für Versicherungen/ Versicherungsgruppen, die sich als langfristig orientierte Investoren verstehen. Stellen Sie verschiedene Dienstleistungen/ Versicherungen und deren Finanzierbarkeit auf den Attraktivitäts-Prüfstand vor dem Hintergrund der ´Carbon Bubble´[11, 12].

THEMEN KÖNNEN MEHRFACH BELEGT WERDEN!!!!

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1 ] Maly, Hartwig; 1. Integrationsworkshop, Management-Flaneure, Blog ‚Shaping Alpha Power‘, 7. März 2014, https://shapingalphapower.wordpress.com/2014/03/07/management-flaneure/
2 ] Maly, Hartwig; 1. Integrationsworkshop, Der mit der Globalisierung tanzt, Blog ‚Shaping Alpha Power, 3. April 2014, https://shapingalphapower.wordpress.com/2014/04/03/der-mit-der-globalisierung-tanzt/
3 ] Maly, Hartwig; 2. Integrationsworkshop, Wirtschaftskrieger in der VUCA-Welt, Blog ‚Shaping Alpha Power‘, 4. April 2015, https://shapingalphapower.wordpress.com/2015/04/04/wirtschaftskrieger-in-der-vuca-welt/
4 ] Tina Kaiser, Thomas Jüngling, Benedikt Fuest, Thomas Heuzeroth, Titelthema: Die Menschenversteher, WamS, 21. Juni 2015
5 ] Jibo: The World’s First Social Robot, Youtube, https://m.youtube.com/watch?v=3N1Q8oFpX1Y
6 ] Ex Machina, ALex Garland, 2015, Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=GAv2aquUxDo  , Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ex_Machina_ (Film)
7 ] Hartwig Maly, Blog ShapingAlphaPower, Yo Man – Transparency And The Evil Closer Together Than Many Of Us Expect, 24. Oktober 2014, https://shapingalphapower.wordpress.com/2014/10/24/yo-man-transparency-and-the-evil-closer-together-than-many-of-us-expect/
8 ] Dietrich Brunner, Bachelorarbeit ´Neuroselling´, 2014, Kurzfassung im Blog ShapingAlphaPower, 26. April 2014, https://shapingalphapower.wordpress.com/2014/04/26/neuroselling-das-gehirn-kauft-mit/
9 ] Hartwig Maly, DIe große Bedeutung der kleinen Dinge, Blog ShapingAlphaPower, 12. April 2012, https://shapingalphapower.wordpress.com/2012/04/12/die-bedeutung-der-kleinen-dinge/
10] Michio Kaku, Die Physik der Zukunft: Unser Leben in 100 Jahren, Dez. 2013
11] Wikipedia, Kohlenstoffblase https://de.wikipedia.org/wiki/Kohlenstoffblase
12] Alexander Jung, Die dreckige Billion, DER SPIEGEL 23/ 2015, S. 68- 70
13] Hartwig Maly, Will Your Job Be Done By A Robot? Blog ShapingAlphaPower, 23. Mai 2015, https://shapingalphapower.wordpress.com/2015/05/25/will-your-job-be-done-by-a-robot/
14] Daniel Eckert, Holger Zschäpitz, Wilde Ideen entwickeln, Welt am Sonntag, 31. Mai 2015
15] LE MONDE diplomatique, Atlas der Globalisierung, Die Welt von morgen. Der lange Abschied vom Wachstum, S. 10-13, 2012

Es war ein beeindruckender Workshop Anfang der Woche im Golfhotel Stromberg bei Bingen. Life is great. Sonne. Regen. Hagel. Sturm.  Trotzdem, begeisterte Studenten auf der Driving Range des Golfplatzes. Mit Mountain Bikes auf schlammigen Waldstrecken.  Relaxt in der Sauna oder im Pool. Gute Gespräche. An der Bar ;-). Gutes Essen. Tolles Hotel. Perfektes Ambiente also. Um was ging es? Im Mittelpunkt stand die Integration dreier Kurse aus dem 6. Semester der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Fakultät Wirtschaft, Lehrstuhl Versicherung. Unter schwierigen finanziellen Bedingungen in diesem Jahr blieb der Lehrstuhl seiner Maxime treu, den Studenten spannende Vorträge in einem coolen, integrativen Umfeld zu bieten. Eigene Vorträge. Vortragsskripte über 15 Seiten. Diskussionen. Für fünf Credits[1]. Prüfung und Vergnügen in einem. Geht das? Of course. Drei Tage. 70 Studenten auf drei Arbeitsgruppen verteilt. Meine Gruppe zum Thema ‚Globalisierung ist Krieg‘. Zehn Vorträge. Vier Themenschwerpunkte: ‚Dark Side of Management‘, ‚Benchmark für Wirtschaftskrieger‘, Rumsfelds ‚Unknown Unknowns‘ als unkalkulierbare Rahmenbedingungen für Wirtschaftskriege und ‚Disruptive Technologien´ als Game Changer[2]. Ziel, gemeinsam ein anschauliches, praxisnahes Gesamtbild von Wirtschaft im Zeitalter der Globalisierung zu zeichnen, durch Vorträge meiner Studenten und deren anschließende Diskussionen. Mein Resümee. Respektable Leistungen. Durch die Bank. Kompliment!  Zu verstehen, dass Management mehr ist, als Schön-Wetter-Management mit kooperativer Führung, Dienenden Führern, Motivation, individuellem Glück und Stuhlkreisen. Oft bedeutet Management jedoch Intrige, Blut, Kampf, Arbeitslose, Organisationskriege und Tote. Denken Sie an die Opfer der Finanzmarktkrise/ Subprime Krise 2007[3] und in den folgenden Jahren. 50 Millionen zusätzlicher Arbeitsloser, die in Griechenland zum Beispiel  nach einem Jahr weder Arbeitslosenhilfe noch Sozialhilfe erhalten. Ergebnis eines eleganten Instrumentes mit dem Namen Cost Cutting[4]. Selbstmorde spanischer Hausbesitzer, die ihre Raten nicht mehr in der Lage waren zu zahlen. Kollabierende Volkswirtschaften. Umgeben von abzusehenden technologischen Entwicklungen, die keinen Stein mehr auf dem anderen stehen lassen werden in den kommenden 20 Jahren. Der Roman ´Der Circle´ von Dave Eggers gibt darauf einen Vorgeschmack[5]. Der Google-Chef Eric Schmidt sagt völlig offen, dass jedes geschriebene und gesprochene Wort öffentlich sein soll[6]. Eggers ergänzt dies um jedes aufgenommene Bild. Milliarden von Kameras im Öffentlichen Raum, um jeden Hals, um jedes Handgelenk. 24 Stunden am Tag. Totale Kontrolle. Unter Umständen deutet sich eine Spaltung an zwischen einer von den USA voran getriebenen Schmidt-Eggers-Utopie und einer von Tim Berners-Lees[7] Initiative ´The Web We Want´ forcierten Welt , in der die Demokratisierung des Digitalen viel wichtiger ist als die Digitalisierung der Demokratie. USA versus Europa. In einer multipolaren Welt mit anderen Big Playern wie Indien, China, russland und Brasilien. Grenzenlose Transparenz versus Selbstbestimmungsrecht über persönliche Daten/ Informationen. Ebenso faszinierende wie beängstigende Möglichkeiten. Im Folgenden einige Anmerkungen  zu meinen kurzen Eröffnungsansprachen am Dienstag und Mittwoch und den Inhalten der Vorträge.

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Dark Side: Zur ebenso realen, wie dunklen Seite von Management gehören zum Beispiel Economic Hitmen[8], Wirtschaftskiller und Media Manipulatoren[9] wie sie von Ryan Holiday in ´Trust Me, I´m Lying´[9] beschrieben werden oder wie wir sie aus ´Wag the Dog´ mit Dustin Hoffman und Robert De Niro kennen[10]. Menschen mit gewaltiger Macht.  Welche Möglichkeiten ihnen zur Verfügung stehen, zeigt die Berichterstattung um die Katastrophe des Germanwings Fliegers. Zutaten für die manipulative Ursuppe sind da elementare Ungewissheit im Verbund mit einem Geschwindigkeitsrausch. Und dem Zwang, Ereignisnähe zu simulieren und zu konsumieren. Das Ergebnis ist ein Faktizitätsvakuum und daraus resultierend Orientierungslosigkeit. Weißes mediales Rauschen. Mit der gleichen Wirkung wie sensorische Deprivationen[11], der Wegnahme externer Sinneseindrücke wie sie bei Folter eingesetzt werden kann. Ideal für mediale Hirnwäsche. Der hybride Krieg[12] um die Ukraine ist ein weiteres aktuelles Beispiel für Medienmanipulation. Natürlich lässt sich diese Waffe wirksam gegen Wettbewerber einsetzen. Unternehmen. KollegInnen. Natürlich auch in Organisationskriegen wie feindlichen Mergern oder radikalen Changeprojekten. Manipulate, unfreeze, move, freeze heißt dabei das um Manipulation ergänzte 3-Phasen-Modell Lewins[13].

Benchmark Wirtschaftskrieger: Unsere erste Referenz hierbei sind Kevin Duttons funktionale (positive) Psychopathen[14]. Menschen mit dem Charme George Clooneys, der Emotionslosigkeit des kultivierten Serienmörders Hannibal Lecter aus ‚Schweigen der Lämmer‘, einer sehr hohen Risikoaffinität und virtuosen Manipulationsfähigkeiten. Besonders erfolgreich in volatilen Märkten wie dem Investment Banking[15]. Weiterer Benchmark für Manager sind Eliten der katholischen Kirche, zum Beispiel Jesuiten. Mit den Kernkompetenzen Selbstbewusstsein, Selbstreflexion und Anpassung[16]. Oder Eliten nach Jack Welchs ‚E4 Leadership Konzept'[17]. Dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden von General Electric – Neutronen Jack – und erfolgreichem Umsetzer des Shareholder Value Konzeptes. Nach Welch sind nur 20 Prozent der Mitarbeiter A-Player, hochkarätige Führungskräfte, mit den E4-Eigenschaften: Energy, Energizer, Edge und Execution[17]. Von Clausewitzens ‚Strategischer Genius‘ als weiterer Vergleichsmaßstab, die Kunst der Entscheidungen beherrschend auf den Grundlagen von Bauchgefühl und der Macht der Intuition, des Verstandes, mit dem Mut zu unpopulären Entscheidungen und Erfahrungen als wesentlicher Entscheidungsstütze[18]. Zuletzt der ‚Ehrbare Kaufmann‘, dessen Reputation höheren Wert genießt als Gewinne. Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Verantwortung und Treue sind ihm wichtige Attribute. Ein Handschlag gilt wie eine Unterschrift.

Unknown Unknowns: Dummerweise sind wir im Zeitalter der Globalisierung einem mächtigen Feind ausgesetzt, der VUCA-Welt[19].  Weltumgreifende Wertschöpfungsketten, blitzschnelle Verfügbarkeiten von Informationen trotz Informationsasymmetrien und der feste Glauben an Peter Druckers  ‚Du kannst nur managen, was Du messen kannst‘, ändern nichts daran. Die Welt ist volatile, uncertain, complex und ambiguous. Es gibt eine Kategorie von Ereignissen, von denen wir nicht wissen, dass wir nichts über sie wissen. Donald Rumsfelds ‚Unknown Unknowns'[20]. Das unbekannte Nichtwissen. The outside context problem. Nicolas Taleb nennt sie ‚Schwarze Schwäne'[21], die Vorhersagen sinnlos erscheinen lassen. Nach Taleb hilft  Antifragilität. Die Fähigkeit von Systemen, aus Schwarzen-Schwan-Ereignissen gestärkt hervor zu gehen. Das Attentat auf die Twin Towers in Manhattan in 2001 war ein solcher, ein Unknown Unknown. Die Insolvenz von US-Fluggesellschaften in dessen Folge ein Zeichen fragiler Organisation. Antifragile Systeme/ Organisationen wie Kakerlaken und deren Lebensgemeinschaften überleben Unknown-Unknown-Katastrophen aufgrund diverser Eigenschaften, wie Redundanz, autarke Reproduktionsfähigkeit, schnelle Anpassungsfähigkeit, kurzfristige Regenerationsfähigkeit, teilautonome organisatorische Strukturen, Selbstorganisation und Symbiosefähigkeit[22]. Wie sollte unsere antifragile Unternehmensorganisation aussehen, um im globalen Wirtschaftskrieg zu bestehen? Wie sehen antifragile Manager zum Beispielen unter transhumanistischen[23] Gesichtspunkten aus? Transhumanismus, eine philosophische Denkrichtung, die die Grenzen menschlicher Möglichkeiten durch den Einsatz technologischer Verfahren erweitern will. Management-Borgs für die Freunde des Raumschiffs Enterprise. Die neue Apple Uhr als Device für Medical Tracking, Google Glass oder dessen Weiterentwicklung, die Daten direkt auf die Netzhaut projiziert oder in die entsprechenden Gehirnareale oder mit etwas mehr Phantasie, der Transport Ihrer Persönlichkeit über Internet X.0 zu beliebigen Locations in unserer Galaxie, um in einem physisch realen Avatar, einem Surrogate[24] zu agieren.

Disruptive Technologien/ Innovationen: Der Begriff geht auf Clayton M. Christensen von der Harvard Business School zurück. „Eine disruptive Technologie (engl. disrupt – unterbrechen, zerreißen) ist eine Innovation, die eine bestehende Technologie, ein bestehendes Produkt oder eine bestehende Dienstleistung möglicherweise vollständig verdrängt. Disruptive Innovationen sind meist am unteren Ende des Marktes und in neuen Märkten zu finden. Die neuen Märkte entstehen für die etablierten Anbieter in der Regel unerwartet und sind für diese, besonders auf Grund ihres zunächst kleinen Volumens oder Kundensegmentes, uninteressant. Sie können im Zeitverlauf ein starkes Wachstum aufweisen und vorhandene Märkte bzw. Produkte und Dienstleistungen komplett oder teilweise verdrängen.[25] Googles Moonshots gehören in diese Kategorie. Technologien, die nach der Google-Unternehmensphilosophie des „Ten Times Thinking“, zehnmal besser sein wollen als die besten am Markt verfügbaren Lösungen. „Zu den Projekten von Google X, deren Forschungsinstitut, zählen unter anderem Google Glass (ein am Kopf getragener Miniaturcomputer im Rahmen der erweiterten Realität), eine digitale Kontaktlinse zur Messung des Blutzuckerwertes, die Entwicklung autonomer Fahrzeuge, Project Loon (Internetdienste über Ballone in der Stratosphäre) und das Internet der Dinge auch als Web 3.0 bezeichnet [26]. Mit dem Projekt Google Brain (Google-Gehirn) versucht Google die Neuronenverbindungen des menschlichen Gehirns nachzuahmen. Für dieses Projekt hat die Firma den Computerwissenschaftler Geoffrey Hinton angeworben, der mit seiner Deep Learning-Theorie versucht, Computer- und Neurowissenschaft zu verschmelzen. Im Januar 2014 erwarb Google zur Verstärkung dieser Aktivitäten für 450 Millionen Dollar das britische Labor für künstliche Intelligenz Deep Mind. Erste Anwendung der Forschungen von Geoffrey Hinton ist die Verbesserung der Spracherkennung des Smartphone-Betriebssystems von Google.[26]“

Das war´s. Spannende Themen. Spannende Vorträge. Begeisterte Studenten. Die Erkenntnis, dass sie beliebige Themen sehr professionell bearbeiten können. Schön, zusätzlich, wenn das Thema aufregend ist. Hoffentlich nicht zum letzten Male vor der Rente. Glück, langes Leben und steile, selbstbestimmte Karriere für alle ´Economic Warriors´ in meiner Gruppe.

Referenten des Integrationsseminars (30.03.-01.04.2015)
Christoph Krajewski, Krieg und Frieden: Entscheidungsfindung auf der Basis nach von Clausewitz´ vom Krieg, Oktober 2014, 21 Seiten
Tobias Wennemann, Jack Welch und das 4E- und 1P-Konzept der Führung, Oktober 2014, 18 Seiten
Yannick Ullmann, Eliten, Oktober 2014, 21 Seiten
Nicolai Schmid, Antifragilität und Schwarze Schwäne. Die Theorien des Nassim Nicholas Taleb, Oktober 2014, 23 Seiten
Maximilian Fischer, Aaron Stumpf, 10 Times Thinking und unsere Zukunft. Die Philosophie von Google am Beispiel von Moonshots, Oktober 2014, 29 Seiten
Frederic Laqua, Wissen ist Macht. Wie Google unser Leben und die ganze Welt verändern will, Oktober 2014, 20 Seiten
Jens-Oliver Spindler, Der ehrbare Kaufmann, und sein Wandel – Ein Versuch der Einordnung in das Konzept der Hidden Champions und des Shareholder Value Konzeptes, Oktober 2014, 19 Seiten
Caroline Meiser, Philipp Keil, Eliten. Ein Vergleich zwischen den Jesuiten, der Elite der Katholischen Kirche und dem E4-Leadership-Management nach Jack Welch, Oktober 2014, 45 Seiten
Tamara Stephan (abw.), Medienmanipulation-Geschichtlicher Hintergrund, berufliche Aufgaben und Gefahren, Oktober 2014, 19 Seiten

Danke an die zahlreichen Gäste aus den beiden anderen Gruppen😄.

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1] Ein Credit steht für 30 PersonenStunden Aufwand. Fünf Credits für 150. Vorgabe, ein 15-Seiten-Skript und eine 20minütige Präsentation.
2] Game Changer: […] a newly introduced element or factor that changes an existing situation or activity in a significant way; Merriam-Webster Dictionary; April 4, 2015, 14:28
3] Man spricht von der sogenannten Subprime-Krise (engl. für „zweitklassig“) in Anlehnung an die zentrale Rolle zweitklassiger Darlehen für die Finanzierung von Immobilien durch NINJA-Kunden (No income, no Job, no assets). Diese Darlehen wurden in Mortgage Backed Securities (MBS), also durch Hypotheken gesicherte Wertpapiere umgewandelt. Im Gegensatz zu Pfandbriefen erscheinen sie nicht in der Bilanz der originierenden Stelle (zum Beispiel einer Bank), da diese den Pool der deckenden Vermögenswerte zur Durchführung der Verbriefung an die ausgebende Stelle (eine Zweckgesellschaft) überträgt. MBS-Papiere, gesichert durch zweitklassige Hypothekendarlehen spielten eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der Immobilienblase bis 2008 und der folgenden Finanzkrise, als diese platzte. Interessant ist, dass die Subprime-Krise begünstigt wurde durch die Affirmative Action´, positive Disgkriminierung, angestossen unter John F. Kennedy, um diskriminierten Minderheiten in den USA zu Wohneigentum zu verhelfen. Quellen: Wikipedia, Mortgage Backed Securities, 04.04.2015, 16:00; Blog ´Shaping Alpha Power, Unsere Tellerränder, 2. Oktober 2010
4] Cost Cutting, Verringerung von Unternehmenskosten; Beliebte Vorgehensweise, um den Gewinn eines Unternehmens zu erhöhen. Dabei werden die verschiedenen Kostenarten auf ihren Ergebnisbeitrag hin überprüft. In Pharmaunternehmen liegen zum Beispiel die Personalkosten bei 50 Prozent des Umsatzes, in der Automobilbranche bei 8 bis 15 Prozent. In Pharmaunternehmen bietet es sich an Cost Cutting der Personalkosten vorzunehmen, in der Automobilbranche nicht. Dabei wird beim Cost Cutting der Personalkosten der zu reduzierende Betrag durch das Arbeitgeberbrutto pro Mitarbeiter dividiert. Letzteres berechnet sich aus dem Bruttojahresgehalt plus den Gehaltsnebenkosten. Angenommen Letzteres betrüge 100 Prozent eines Bruttojahresgehaltes von 50.000,- Euro, beliefe sich das Arbeitgeberbrutto auf 100 T€. Angenommen, die Kosten des Unternehmens sollten um 100 Millionen Euro reduziert werden, ergäbe sich – ohne weitere Differenzierung der Einkommen –  ein Personalabbau von 1.000 Stellen.
5]Distopischer Roman einer Internet-Gesellschaft,  Yo Man, Transparency and the Evil-Closer Together Than Many of Us Expect, Amazon,The Circle;  Blog Shaping ALpha Power, 24. Oktober 2014
6] Christian Schwägerl, Offline ist so vorbei, DIE ZEIT, 1. April 2015, S. 9
7] Sir Timothy John Berners-Lee, OM, KBE, FRS, FRSA (* 8. Juni 1955 in London) ist ein britischer Physiker und Informatiker. Er ist der Erfinder der HTML (Hypertext Markup Language) und der Begründer des World Wide Web. Heute steht er dem World Wide Web Consortium (W3C) vor, ist Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und hat seit 2004 einen Lehrstuhl an der Universität Southampton. Wikipedia, Tim Berners-Lee, 04.04.2015, 17:23
8] John Perkins, Bekenntnisse eines Economic Hitman: Unterwegs im Dienst der Wirtschaftsmafia,Goldmann, 2007
John Perkins war ein Economic Hit Man, ein Wirtschaftskiller. Seine Aufgabe: Entwicklungsländer zu besuchen und den Machthabern überdimensionierte, überteuerte Großprojekte zu verkaufen, die sie in eine Abhängigkeit von den USA brachten. Zwölf Jahre lang hat Perkins seine Seele verkauft … bis er ausstieg und den Mut hatte, den Skandal aufzudecken.
9] Ryan Holiday, Trust Me, I´m Lying: Confessions of a Media Manipulator, Penguin Group, 2012
„You’ve seen it all before. A malicious online rumor costs a company millions. A political sideshow derails the national news cycle and destroys a candidate. Some product or celebrity zooms from total obscurity to viral sensation. What you don’t know is that someone is responsible for all this. Usually, someone like me.I’m a media manipulator. In a world where blogs control and distort the news, my job is to control blogs-as much as any one person can.IN TODAY’S CULTURE… Blogs like Gawker, BuzzFeed, and The Huffington Post drive the media agenda. Bloggers are slaves to money, technology, and deadlines. Manipulators wield these levers to shape everything you read, see, and hear- online and off.Why am I giving away these secrets? Because I’m tired of a world where blogs take indirect bribes, marketers help write the news, reckless journalists spread lies, and no one is accountable for any of it. I’m going to explain exactly how the media really works. What you choose to do with this information is up to you.“
10] Wikipedia, Wag the Dog, Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt, 04.04.2015, 18:08
Youtube: Wag the Dog, Trailer, german and english
11]Naomi Klein, ´Die Schock-Strategie: Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus, Fischer, 2008. Wird der Geist vollständig von Außenreizen abgeschirmt, stellen sich bald Halluzinationen und ein verändertes Bewusstsein ein. Reizdeprivation kann für neurologische und psychologische Experimente oder zur Bewusstseinserweiterung eingesetzt werden, zum Beispiel mittels eines Isolationstanks. Klein beschreibt die Übertragung der Methode zur Manipulation von Volkswirtschaften wie Chile, Argentinien, Südafrika, Rusland etc. durch die Chicago Boys. Die Anhänger der Schule des Wirtschaftsnobelpreisträgers Milton Friedman
12] Wikipedia, Hybrider Krieg, als Kriegsführung des 21. Jahrhunderts bezeichnet, in der Soldaten und militärische Ausrüstung ohne Hoheitszeichen auf fremdem Territorium operieren. Sie wird zugleich von Desinformationskampagnen und Cyberattacken unterstützt. Mit solchen Mitteln hatte Russland im Frühjahr 2014 die ukrainische Halbinsel Krim annektiert und unterstützt es seitdem die Operationen der russlandfreundlichen bewaffneten Separatisten im Osten der Ukraine
13] Wikipedia, 04.04.2015, 18:30; Das 3-Phasen-Modell (auch engl. model of change genannt) von Kurt Lewin ist ein einfaches Modell für soziale Veränderungen in einer Gesellschaft. Danach werden organisatorische Strukturen aufgetaut, verändert und wieder eingefroren.
14] Blog ´Shaping Alpha Power´, Milde Psychopathen, 24.April 2013
Youtube, What Jobs Have the Highest Number of Psychopaths? 2012
15] Blog ´Shaping Alpha Power´, Aktienhändler ähneln Psychopathen, 23. Okt. 2011
16] Vortragsskript, Caroline Meiser, Philipp Keil, Eliten – Ein Vergleich zwischen den Jesuiten, die Elite der Katholischen Kirche und dem E4-Leadership-Management nach Jack Welch, 08.10.2014, Duale Hochschule Baden-Württemberg, Betreung H. Maly, Lehrstuhl Versicherung, Prof. H. Meissner, Prof. K. Jeske
17] Jeffrey A. Krames, Jack Welch and the 4 E´s of Leadership, 2005
18] Term Paper, Christoph Krajewski, Krieg und Frieden: Entscheidungsfindung auf der Basis nach von Clausewitz´vom Krieg, Oktober 2014, 21 Seiten
19] Roland Berger, Mit der ´Light Footprint´-Strategie können Unternehmen in der komplexen und unsteten Wirtschaftswelt am besten bestehen, 2013
20] Youtube, Donald Rumsfeld, Unknown Unknowns, hochgeladen 2009
Youtube, Errol Morris on Donald Rumsfeld, The Unknown Known, and the Evidence-Based Journalism
21] Wikipedia, Nassim Nicholas Taleb ist ein philosophischer Essayist und Forscher in den Bereichen Statistik, Zufall und Epistemologie und ehemaliger Finanzmathematiker. Er arbeitete als Spezialist für komplexe Finanzderivate in mehreren Wall-Street-Unternehmen, bevor er eine zweite Karriere als Wissenschaftler begann und sich mit den Methoden der Berechnung und Interpretation von Zufallsereignissen und dem Umgang mit unvorhergesehenen seltenen, aber mächtigen Ereignissen (von ihm „Schwarze Schwäne“ genannt) beschäftigte.
22] Bachelorarbeit der Fakultät für Wirtschaft der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Vanessa Fleischmann, „Black Swans“ und antifragile Unternehmensorganisationen – Wie Unternehmen aus nicht vorhersehbaren Ereignissen heraus wachsen können, 01.03.2015
23] Wikipedia, Transhumanisten, 04.04.2015, 19:58
24] Wikipedia, Film Surrogate-Mein zweites Ich, 04.04.2015, 19:58
25] Wikipedia, Disruptive Technologien, 04.04.2015, 20:06
26] Wikipedia, Google X, 04.04.2015, 20:05

imageMeine heutige Gastautorin ist Ann-Kathrin Blanke. Ann-Kathrin hat ihr BWL-Studium abgeschlossen in 2014 mit einer Arbeit über Nudging. Einer Führungstechnik, die in der Downing Street 10, im Oval Office und im Kanzleramt Angela Merkels eingesetzt, höhere Weihen verliehen bekommen hat. Sie arbeitet zur Zeit in der Allianz-Zentrale in München. Ich habe Ann-Kathrins Arbeit mit Vergnügen betreut. Und nun die Autorin mit einer Kurzfassung ihrer Arbeit.

Die Anforderungen an das Führungsverhalten befinden sich in einem stetigen Wandel, insbesondere in den letzten Jahrzehnten hat sich dieses von der materiell-orientierten  und  rein ökonomischen Gewinnmaximierung losgelöst. Auch wurde das externe Unternehmensumfeld mit einer zunehmenden Globalisierung und technischen Fortschritten zusätzlich komplex und dynamisch.[1] Doch was ist Führung? Rosenstiel, Molt und Rüttinger definieren die Führung als die zielbezogene Einflussnahme auf die Mitarbeiter des Unternehmens. Nach Weber stellt die Führung eine soziale Handlung dar, die den eigenen Mitarbeitern zum Erfolg verhilft.[2] Und welche Ziele sollten im Vordergrund stehen – die eigenen, die der Mitarbeiter oder die des Unternehmens? Und wie? Die Ökonomen Sunstein und Thaler liefern einen Ansatz, der alle drei konkurrierenden Ziele vereinigen soll: das Nudge-Konzept.

In meiner Bachelorarbeit untersuchte ich das Nudge-Konzept im Rahmen der Mitarbeiterführung. Nudges (deutsch: „Stupser“ oder „stupsen“) sollen Entscheidungsdefiziten entgegenwirken um durch bessere Entscheidungen die Mitarbeiterzufriedenheit, den Unternehmenserfolg und den individuellen Erfolg der Führungskraft gleichermaßen zu steigern. Mithilfe der Ergebnisse meiner Untersuchungen entwickelte ich ein exemplarisches Set möglicher „Nudges“, die von Führungskräften im Unternehmen angewandt werden können.

Die ethische Orientierung der Nudge-Technik liefert der „libertäre Paternalismus“[3], ein Kompromiss zwischen der strengen Bevormundung des traditionellen Paternalismus und der Beibehaltung liberaler Entscheidungsfreiheit.[4] Die Prinzipien des  libertären Paternalismus führen zur Nudge-Technik: Durch die Bereitstellung und Gestaltung von Entscheidungsoptionen sollen den  Menschen bessere Entscheidungen aufgezeigt werden, ohne die individuelle Entscheidungsfreiheit einzugrenzen.[5]

„Unter einem Nudge verstehen wir [Sunstein und Thaler] also alle Maßnahmen, mit denen Entscheidungsarchitekten[6] das Verhalten von Menschen in vorhersagbare Weise verändern können, ohne irgendwelche Optionen auszuschließen oder wirtschaftliche Anreize stark zu verändern. Ein Nudge muss zugleich leicht und ohne großen Aufwand zu umgehen sein. Er ist nur ein Anstoß (…).“[7]

Der „libertäre Paternalismus“ und mit ihm die Nudge-Technik kam erstmals bei politischen Zusammenhängen zur Anwendung und gewinnt zunehmend an Popularität.

Wie kommt es zu falschen Entscheidungen?[8]

Unser Gehirn kann innerhalb von Sekunden gewaltige Datenmengen verarbeiten. Nach Kahneman und Tversky lassen sich die kognitiven Prozesse im menschlichen Hirn in zwei Systeme unterscheiden, das schnelle und das langsame Denken. Das schnelle System 1 leitet Handlungen assoziativ von der Umwelt oder aus bereits bestehenden Erfahrungen ab. Entscheidungen werden schnell, automatisch und oftmals aufgrund sogenannten „Daumenregeln“ getroffen – in der Regel die richtigen.[9] Unter Druck, bei Informationsüberflutung oder starken Emotionen funktionieren die heuristischen Regeln jedoch nicht immer und es kommt zu Entscheidungsdefiziten.

„Das Hirn strebt danach, so viel wie möglich zu routinisieren (…) Nur unterscheidet das Hirn bei der Automatisierung nicht zwischen guten und schlechten Gewohnheiten. Es belohnt schlicht und einfach immer dann, wenn der Mensch sich verhält wie immer.“[10]

Viele dieser Entscheidungsdefizite aus System 1 können bereits im Vorfeld durch das langsamere, reflektierte System 2 verhindert werden. System 2 überwacht unsere  Emotionen und unser Verhalten, benötigt zugleich aber auch mehr Energie. Um  freie Kapazitäten für weitere Entscheidungen zu erhalten, begrenzt und selektiert das Gehirn die Verarbeitung eingehender Informationen. Es kommt zu kognitiven Verzerrungen, ebenfalls Entscheidungsdefizite.[11] Entscheidungsdefizite führen zu einem schlechteren Ergebnis als wäre die Entscheidung rational und mit vollkommener Informationsbasis getroffen worden. Wir alle kennen die Folgen dieser:

  • Wie oft ist es Ihnen bereits passiert, dass Sie emotional auf eine Situation reagieren und es anschließend bereuen?
  • Wie oft haben Sie sich schon zu Spontaneinkäufen hinreißen lassen, weil das Produktangebot „eine einmalige Gelegenheit ist“, „nur noch einmal vorhanden ist“ oder „eben auf Augenhöhe stand“?[12]
  • Wie oft haben Sie ein bestimmtes Verhalten an den Tag gelegt, weil „die anderen es doch auch so machen“?
  • Und wie oft haben Sie den lieber den bequemen Weg gewählt, selbst wenn Sie wussten, dass der andere Weg der bessere ist?

Diese Liste kann seitenlang ergänzt werden, die wenigen Beispiele zeigen jedoch bereits, dass wir alle Entscheidungsdefiziten kennen. Jedem dieser Entscheidungsdefizite kann gemäß den Studien von Sunstein und Thaler mit einem entsprechenden Nudge geantwortet werden.

Was sind denn dann die „richtigen“ oder „bessere Entscheidungen“?[13]

Die nächste logische Frage ist natürlich, was „gute“ oder gar „bessere Entscheidung“ ist?  Und wie können Sie Nudges einsetzen? Wenn wir unsere eigenen Interessen und Ziele mit denen nahestehender Personen, unserer Kunden, Kollegen und Mitarbeiter vergleichen, wird schnell ersichtlich, dass diese ganz unterschiedlich ausfallen. Die beste Entscheidung für Sie muss nicht gleich die beste Entscheidung für Ihren Partner sein. Es liegen zahlreiche, zum Teil sehr unterschiedliche Definitionen des Begriffes „guter Entscheidungen“ vor. Die Möglichkeit „gute Entscheidungen“ für die Mehrheit der Zielgruppe zu formulieren, müssen dafür allerdings von den Zielen des Anwenders losgelöst werden.[14] Der von Sunstein und Thaler häufig genutzte Begriff „bessere Entscheidungen“ werden von den beiden wie folgt erläutert:

Die Frage nach der Qualität der Entscheidungen, die Menschen treffen, ist eine empirische, und die Antwort hängt davon ab, ob sich die Menschen in einem bestimmten Bereich auskennen oder nicht. Wenn sie genug Erfahrung haben und umfassend informiert sind oder wenn sie hinsichtlich der Qualität ihrer Entscheidung sofort Feedback bekommen, darf man annehmen, dass sie sich richtig entscheiden. (…) Weniger gut sieht es in den Bereichen aus, in denen die Betroffenen keine Erfahrung haben, schlecht informiert sind und nur langsam oder selten mit den Folgen ihrer Entscheidungen konfrontiert werden.“[15]

Nudge als Führungstechnik[16]

Wirklich konkret ist das nicht, lässt aber erste Aufgaben für Sie in der Führungsrolle anmuten. Meine Studienergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Ein risikoaverses und stabiles System sind eine Voraussetzung für diese Maßnahmen. Blockaden für „bessere Entscheidungen“ sollten daher abgebaut werden, sowie ein Informationsüberfluss vermieden werden. Gute Entscheidungen entstehen durch Transparenz in den Prozessen, verbindliche Richtlinien, als auch bilaterale Feedbacks. Individuen wählen zudem den Weg des geringsten Widerstands, das bedeutet Situationen in denen mit einem geringen Aufwand einem hohen Ergebnis führen sind sympathisch und werden motivierter bewältigt.[17] Studien Johns et al. zeigten zum Beispiel, dass Mitarbeiter sich stärker für eine positive Unternehmenskultur engagieren, wenn diese sich wohl und sicher fühlen. Gleichzeitig sollten Aufgaben an die individuellen Fähigkeiten und Interessen gekoppelt werden. Dies erhöht die Identifikation mit dem Unternehmen.[18] Dobelli führt zusätzlich „klareres Denken, wertvollere Einsichten und mehr Zeit“ an.[19] Damit die Führungskraft mitarbeiterorientiert agiert und Nudges nicht zu für die Erreichung opportunistisch-egozentrischer Ziele missbraucht, sollten regelmäßige Kontrollen der Nudges durch eine weitere Funktion stattfinden. Ferner kann die Entscheidungsunterstützung durch neue Technologien und selektierten Informationen aus der Big Data-Masse unterstützt werden.[20]

Beispiele von Nudge-Maßnahmen

Um die Anzahl der Mitarbeiter, die mit dem Rad zur Arbeit fahren, im Unternehmen zu steigern, hat der Deutsche Wetterdienst seinen Parkplatz durch den Anbau von Fahrradstellplätzen verkleinert. Gleichzeitig wurden Duschen und Umkleiden gebaut. Die Zahl der Radfahrenden erhöhte sich dadurch von 20% auf 25%.[21] Kantinenbesucher wählen gesündere Mahlzeiten, wenn die gesunden Lebensmittel zu Anfang der Essensausgabe positioniert werden.[22] Individuen spenden vermehrt, wenn sie in der Öffentlichkeit stehen und zahlreiche ihrer Bekannten ebenfalls spenden.[23] Eine positive Resonanz der Mitarbeiter bekam die Allianz Worldwide Care in Dublin für die Zettel neben den Personenaufzügen mit der Aufschrift „Jeder erste Schritt ist ein kleiner Schritt zum Ziel“ und der Abbildung einer Treppe auf diesen.

Auswertung der Nudge-Führungstechnik[24]

Die Einschätzung des menschlichen Verhaltens ist nur eingeschränkt möglich, bessere Entscheidungen sind meist vorab nicht zu erkennen. Nudges sind zudem Interventionen in vorhandene Abläufe oder Beziehungsstrukturen und bringen Konfliktpotential mit sich. Sie sind daher stark von den Kompetenzen der Führungskraft, dem Informationsmanagement und der Kollaboration in der Gruppe abhängig. Eine klare Stärke der Nudge-Technik ist ihre kostengünstige und einfache Anwendbarkeit im Unternehmen. Unerwünschte Resultate können zudem aufgrund des Prozesses kleiner Entscheidungen hintereinander leicht revidiert werden. Zusätzlich sind Nudges bei besonders komplexen oder schwierigen Entscheidungen sinnvoll, da sie diese strukturieren und gegebenenfalls Optionen vorab selektieren.[25]

Das Thema „Nudge“ ist mittlerweile zum Inhalt zahlreicher Forschungen und  Experimente geworden – mit deutlichen Aussagen: die „Nudge“-Führungstechnik zeigt in den einzelnen Experimenten überwiegend die gewünschte Wirkung.[26] Mit der Anwendung der Nudges erfolgt ein Ausbau der Kommunikation und Kollaboration im Unternehmen. Synergien im Unternehmen werden stärker genutzt, ein innovatives und motiviertes Arbeitsklima geschaffen.  Im Konsens ergeben die einzelnen Nudges daher einen ökonomisch relevanten Wert für das Unternehmen darstellen. Die Unternehmensführung sollte jedoch keineswegs auf traditionelle Ansätze verzichten, sondern die Nudges vielmehr als taugliche Ergänzungen im Rahmen des genannten Wandels anwenden. Mt diesem Hintergrund sind Nudges besonders für kleine Verhaltensveränderungen eine attraktive Option für Unternehmen.

Was es sonst noch zu beachten gilt und wie Sie Nudges in Ihrem Unternehmen gezielt einsetzen, können Sie noch in diesem Jahr erfahren…

 

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[1]Homburg, C.: Marketingmanagement – Strategie, Instrumente, Umsetzung, Unternehmensführung, 4. Auflage, Wiesbaden 2009, Macharzina, K., Wolf, J.: Unternehmensführung. 5. Aufl., Wiesbaden 2005, S. 1-12, 202f, 932f, et al.
[2]Macharzina, K., Wolf, J.: Unternehmensführung. 5. Aufl., Wiesbaden 2005, S. 1-12, 202f, 932f.
[3]Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, Schnellenbach, J.: Wohlwollendes Anschubsen: Was ist mit liberalem Paternalismus zu erreichen und was sind seine Nebenwirkungen?, in: Perspektiven der Wirtschaftspolitik, Band 12/4, S. 445–459, München 2012.
[4]Bei einer libertären Führung, wird jegliche Repression des Mitarbeiters abgelehnt. Fehlentscheidungen werden toleriert und antiautoritär gelöst. Der traditionelle „Paternalismus“ schränkt die Entscheidungsfreiheit der Individuums oder einer Gruppe mit der gezielten, signifikanten Erhöhung der Kosten einer unerwünschten Optionen ein.
[5]Chapman, A.: Nudge theory, in: http://www.businessballs.com/nudge-theory.htm, 2014, zuletzt aktualisiert: 16.07.2014,  Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009.
[6]Der Anwender der Nudge-Maßnahmen.
[7]Zitat Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, S.15.
[8]Vgl. Chapman, A.: Nudge theory, in: http://www.businessballs.com/nudge-theory.htm, 2014, zuletzt aktualisiert: 16.07.2014, , Dobelli, R.: Die Kunst des klaren Denkens: 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen, München 2011., Dobelli, R.: Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen, München 2012, Gigerenzer, G.: Risiko – Wie man richtige Entscheidungen trifft, München 2013, S. 1-35., John, P. et al: Nudge, Nudge, Think, Think: Experimenting with Ways to Change Civic Behaviour, London/New York 2011,  Kahneman, D.: Schnelles Denken, Langsames Denken, 4. Auflage, München 2014., Mérö, L., Ehlers, A. (Kognition, 2002): Die Grenzen der Vernunft: Kognition, Intuition und komplexes Denken, 2. Auflage, Reinbek 2002, Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009.
[9]Siehe auch „kognitive Heuristik“ oder  „Rules of Thumb“. Ein Sammelwerk mit Forschungsergebnissen ist in „Rules of Thumb – A life manual“ von Parker, T. (Workman Publishing Company, Inc. New York 2008) nachzulesen.
[10]Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth, Fachbereich 2 Neurobiologie, Universität Bremen; in: Dilk, A., Littger, H. (Nudge, 2014): Gewohnheiten ändern: Du musst besser werden!, in: http://www.spiegel.de/wirtschaft/gewohnheiten-raus-aus-der-routine-a-965136. html, vom 04.05.2014, zuletzt aktualisiert: 26.04.2014.
[11]Kluwe et al. nennt diese Eigenschaften „Selektivität und Begrenztheit“. Tversky und Kahneman haben im  Laufe ihres Forschungsprogramms rund 50 bis 100 verschiedene Arten der kognitiven Verzerrungen definiert. Vgl. Kluwe, R.H. (Kognition. o.J.): Lexikon der Psychologie – Kognition, in: Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH (Hrsg.): Lexikon der Psychologie, Heidelberg o.J..
[12]Der Framing-Effekt wird insbesondere im Verkauf intensiv genutzt. Die Anordnung einer Sache oder das Hervorheben bestimmter Eigenschaften können  verschiedene Emotionen ansprechen. So werden positive Emotionen für ein bestimmtes Produkt bei der Darstellung von besonders teuren Gütern aktiviert. Siehe auch: „Neuroselling“. Mehr Informationen zu Vertriebstechniken siehe: Website des Deutschen Vertriebs- und Verkaufsleiter Kongresses, http://www.dvvk.de/.
[13]Dobelli, R.: Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen, München 2012, Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009.
[14]Vgl. Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, S.11.
[15]Siehe Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, S. 21.
[16]Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, S. 316, Chapman, A.: Nudge theory, in: http://www.businessballs.com/nudge-theory.htm, 2014, zuletzt aktualisiert: 16.07.2014, Schnellenbach, J.: Wohlwollendes Anschubsen: Was ist mit liberalem Paternalismus zu erreichen und was sind seine Nebenwirkungen?, in: Perspektiven der Wirtschaftspolitik, Band 12/4, S. 445–459, München 2012.
[17]Siehe auch „Status Quo“. Chapman, A.: Nudge theory, in: http://www.businessballs.com/nudge-theory.htm, 2014, zuletzt aktualisiert: 16.07.2014, Dobelli, R.: Die Kunst des klaren Denkens: 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen, München 2011, Dobelli, R.: Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen, München 2012, Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009.[18]Chapman, A.: Nudge theory, in: http://www.businessballs.com/nudge-theory.htm, 2014, zuletzt aktualisiert: 16.07.2014, , John, P. et al: Nudge, Nudge, Think, Think: Experimenting with Ways to Change Civic Behaviour, London/New York 2011,  Granberg, D. (Hrsg.): Social judgment and intergroup relations : essays in honor of Muzafer Sherif, Berlin et al., 1992, S. 175ff.
[19]Vgl. Dobelli, R.: Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen, München 2012, S. 209f, Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, S. 126, 129.
[20]Siehe Spiegel Online GmbH (Hrsg.): Interview with Alex Pentland: Can We Use Big Data to Make Society Better?, in: http://www.spiegel.de/international/zeit-geist/scientist-alex-pentland-argues-big-data-can-be-used-to-improve-society-a.html, vom 26.05.2014, zuletzt aktualisiert: 19.07.2014.
[21]Dilk, A., Littger, H.: Gewohnheiten ändern: Du musst besser werden!, in: http://www.spiegel.de/wirtschaft/gewohnheiten-raus-aus-der-routine-a-965136. html, vom 04.05.2014, zuletzt aktualisiert: 26.04.2014..
[22]Andersherum gilt dies für ungesundes Essen. Vgl. Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, S. 9f.[23]Ein aktuelles Beispiel ist die „Ice Bucket Challenge“. Siehe: http://www.alsa.org/fight-als/ice-bucket-challenge.html.
[24]Vgl. Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, S. 160, 308-330; siehe zudem Cialdini, R.B.: Influence  Science  and  Practice,  4.  Ausgabe, Needham 2000., Gigerenzer, G.: Risiko – Wie man richtige Entscheidungen trifft, München 2013, S. 1-35., sowie Gigerenzer, G. (Reply, 1996): On narrow norms and vague heuristics: A reply to Kahneman and Tversky, in: Psychological Review, Band 3/103, Washington 1996, S. 592-596, John, P. et al: Nudge, Nudge, Think, Think: Experimenting with Ways to Change Civic Behaviour, London/New York 2011,  S. 161, Schnellenbach, J.: Wohlwollendes Anschubsen: Was ist mit liberalem Paternalismus zu erreichen und was sind seine Nebenwirkungen?, in: Perspektiven der Wirtschaftspolitik, Band 12/4, S. 445–459, München 2012, et al.
[25]Ohne unmittelbares Feedback ist der Lernprozess kaum gegeben, Sunstein und Thaler nennen in diesem Kontext den Golfspieler, der den Ball nach dem Schlag wiederfinden muss um zu wissen, wie gut der Schlag war, vgl. Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009.
[26]Vgl. John, P. et al: Nudge, Nudge, Think, Think: Experimenting with Ways to Change Civic Behaviour, London/New York 2011, S. 159; ebenso: Sunstein, C.R., Thaler, R.H.: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009, S. 308-330.

. . .in der Osteria Limoni in der Neckarstadt Mannheims.

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Frühjahr 2014. Eine spannende Gelegenheit für mich, 82 Studenten des 6. Semesters der Dualen Hochschule in Mannheim, Lehrstuhl BWL/ Versicherung, für einen Themenbereich zu begeistern, der mich seit zwei Jahren brennend interessiert. Zu dem ich viele Bücher gelesen oder zumindest angelesen habe. Die ich in meinem Büro um mich herum gestapelt und auf eine Gelegenheit gewartet habe, die verschiedenen Facetten zu einem ´Big Picture´ zusammen zu setzen oder zusammen setzen zu lassen. Auf die Gunst des Gottes Kairos wartend, ergab sich schneller als von mir erhofft eine Gelegenheit. Der aktuelle Anlass? Die Premiere des Integrationsworkshops im Lehrstuhl für die 6. Semester. Drei Tage in einem vom Lehrstuhlinhaber zugesagt komfortablen Hotel, um – hopefully- spannende Vorträge zu hören. Der dritte Tag gehört mir und meinem Thema ´Globalisierung ist Krieg´. Dank an den Lehrstuhl, an dem ich Managementvorlesungen halte, dass ich in der Auswahl des Themas frei war. Meine Intention:  Studenten vielleicht zum letzten Mal in ihrem Berufsleben weit über den Tellerrand von Versicherungsdingen hinausschauen zu lassen. Die Vorgehensweise: Einzelne Studenten oder kleine Gruppen wählen Themen, die von Professoren oder Dozenten angeboten werden, verfassen 15-Seiten-Paper und präsentieren die Ergebnisse während des Workshops vor allen Kommilitonen und den Profs. Getting a lot of credits of course.

2014-02-11 10.18.49

Was hat mich bewogen, das Thema auszuwählen? Mein tiefes Bedauern, dass es in Deutschland keine Management-Hochschule gibt, die ein Zusatzstudium in WIrtschaftskrieg anbietet. In dem Manager auf die bösen Seiten globalen Wirtschaftens – vor allem antizipierend – vorbereitet werden.  Anders als in Frankreich, UK oder den USA.  Ich bin mir nicht sicher ob wir in Deutschland stillschweigend, in der Folge zweier Weltkriege, die 36 Strategeme General Tan Dao Jis verinnerlicht haben, nach denen, wenn alle anderen Strategeme versagen, Weglaufen die beste Methode sei oder ein vermiedener Krieg ein gewonnener Krieg sei. Wie auch immer, die deutsche Exportwirtschaft ist seit Jahren außerordentlich erfolgreich. Mir liegt daran, dass Studenten bevor Sie ihre Karriere starten, ihre Startpositionen in einem globalen Wettbewerb reflektieren. Sich mit Fragen beschäftigen, wie: Was ist Elite? Gehöre ich zu einer Elite? Angenommen, Globalisierung ist Krieg, bin ich ein Krieger oder eine Kriegerin? Wie ist meine Personal Identity im ´War of Talents´? Welche professionellen Waffen sollten mir zur Verfügung stehen? Unter Umständen nicht die auf Fallstudien fokussierte ´Barbie und Ken-Ausbildung´ an International Business Schools. Welche Strategien sollte ich kennen? Wie erkenne ich pathologische Organisationen? Wie kann ich sie umgestalten? Wie gehe ich mit Rumsfeld´s ´Unknown Unknowns´um, den Taleb´schen Schwarzen Schwänen? Wie kann ich mein Unternehmen so umgestalten, dass es antifragil wird und gelassener mit ´Schwarzen-Schwan-Ereignissen umgehen kann? Welche Bedeutung kommt dem Modell des ´Ehrbaren Kaufmann´zu? Gibt es so etwas wie das Böse in der Economy? Wie ist sein Verhältnis zur Macht? Welche Benchmarks für Wirtschaftskrieger gibt es? Jesuiten? Jack Welchs A-Player mit ´E-4-LEadership-EIgenschaften´? Welche Bedeutung kommt dabei dem funktionellen, positiven Psychopathen zu?

Im Französischen versteht man unter Globalisierung Wirtschaftskrieg. Es ist kein Zufall, dass es in Paris eine École du Guerre Économique gibt, an der Manager lernen wie sie sich explizit als Wirtschaftskrieger vor feindlichen Angriffen schützen und implizit andere attackieren. Diffamierungen im Internet. Von Produkten. Persönliche Attacken. Stellen Sie sich vor, Sie sind verheiratet, haben  Kinder, arbeiten fleißig, um Ihr Haus abzubezahlen und irgendwer platziert hinter  Ihrem Familienfoto auf Ihrem Schreibtisch das Passwort einer Kinderpornoseite und zeigt Sie an. Innerhalb von Sekunden nimmt Ihr Leben einen anderen Verlauf. In den USA nennt man Spezialisten für solche Jobs „Economic Hitman“. Sie können dort Spezialisten mieten, die Medien nach Ihren Vorgaben manipulieren, „Media Manipulator“. Im Film „Wag the Dog“ von Barry Levinson wird anschaulich gezeigt wie das geht. Ryan Holiday beschreibt in  „Trust Me I´m Lying“ wie er diesen Job ausgefüllt hat.

In dieser Themengruppe beleuchten wir die verschiedenen Aspekte, um internationaler Führungsverantwortung gerecht zu werden oder sich im Umgang mit wirklich bösen Menschen wie psychopathische Konkurrenten oder Wettbewerbern zu behaupten. Be prepared. Es gibt eine Welt jenseits kooperativer Führungsstile und verständnisvoller Feedback-Techniken. So wie es im Internet ein „Dark Internet“ gibt.

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Im Folgenden liste ich unter der Überschrift ´Globalisierung ist Krieg´, die verschiedenen, mir wichtig erscheinen Aspekte auf. Literaturempfehlungen entnehmen Sie bitte meiner Präsentation vor meinen Studenten am 3. März 2014 [Letzte Graphik im Artikel].

Eliten:  Wie besteht man Auswahltests im Edel-Assessment-Center McKinseys? Wie sich behaupten in einer Welt, in der Menschen, die weniger als 70 Stunden in der Woche arbeiten, Minderleister heißen. Wie sich auf den Weg machen, um in die Nähe der ca. 6.000 Supermächtigen zu gelangen, die Regierungen führen, internationale Konzerne leiten, Religionen oder kriminelle und terroristische Organisationen. Die dabei sind, gestaltende Politik aus dem Zentrum der Macht zu vertreiben.
Was können wir heute als Manager von wirklichen Eliten lernen, zum Beispiel der Elite der katholischen Kirche, den Jesuiten, die Jonathan Wright als brilliant, skrupellos und zum Äußersten entschlossen bezeichnet. Wo sind Ihre persönlichen ethischen Grenzen auf dem Weg zum Karrieregipfel?

Krieg und Strategien:  Nach dem preußischen Militärstrategen von Clausewitz scheitert jede Planung mit dem ersten Feindkontakt. Welche Business-Strategien sind wann sinnvoll? Die Guerilla -Strategie?  General Tan Dao Ji (ca. 400 nach Christus) 36 Strategeme. Long- oder Shorttail-Strategie? Die „4C-Strategien, Wachstum entlang der Wurzel? Blue Ocean oder der Ansatz Sun Tzus: Denn wahrhaft siegt, wer nicht kämpft?
Erklären Sie die Gleichsetzung von Globalisierung und Krieg. Geben Sie einen Überblick über unterschiedliche Strategien, die in unterschiedlichen Märkten erfolgversprechend sein können. 

Krieger/ Kriegerinnen und Waffen:  Im Rahmen der Operationalisierung von Unternehmensstrategien spielt das Verständnis der Führungskräfte als Krieger oder als Kriegerinnen eine wichtige Rolle. Was könnten Benchmarks sein, Lopez Krieger, Jack Welchs „A-Player“ mit „E4-Leadership“-Eigenschaften? Machiavellis „Fürst“? Perkins „Hit Man“? Holidays „Media Manipulator“? Welche Bedeutung kommt den kreativen Gestaltungsmöglichkeiten der Statistik zu?
Skizzieren Sie verschiedene Modelle für Führungskräfte, um sich im Krieg um Marktanteile erfolgreich zu behaupten.

Schwarze Schwäne und antifragile Organisationen: Die meisten von uns sind Chronos-Manager. Wir lieben Planungen. Wie sieht die Welt in 2100 aus, fragte sich der Star-Physiker Michio Kaku? Jeder Chef, jede Chefin eines Unternehmens stellt sich diese Frage. Nicht mit dieser Fristigkeit. Wie geht man dann mit höchst unwahrscheinlichen Ereignissen um? Nassim Nicholas Talebs „Schwarzen Schwänen“? Was tun, wenn man keine Vorhersagen machen kann? Wenn man mit Donald Rumsfelds „Unknown Unknowns“ zu tun hat? Den vier Narrativen rund um die „Unknown Unknowns“, Sporen, Hydra, Dunkle Euphorie und Helle Euphorie? Sie erinnern sich an die Lehman-Pleite, den Hurrikan Katrina, die Atomkatastrophe in Fukushima etc.. Wie die eigene Organisation auf „Schwarze Schwäne“ vorbereiten?
Erklären Sie anschaulich die Bedeutung des Konzeptes „Schwarze Schwäne“ und des vorbeugenden Konzeptes gegen sie, das Konzept der „Anti-Fragilität“.

Pathologische Organisationen und Antifragilität:  In der Öffentlichkeit steht fest, dass Gier und Verantwortungslosigkeit vieler Manager maßgeblich zur aktuellen Wirtschaftskrise beigetragen haben. Die Finanzmärkte scheinen dabei eine besonders exponierte Rolle eingenommen zu
Beschreiben Sie bitte Geschäftsmodelle und Selbstverständnis von Finanzkriegern anhand ausgewählter Beispiele.

´Ten Times Thinking´ und unsere Zukunft im Jahr 2100:  Larry Page hat die Philosophie des 10x zum obersten Mantra von Google erklärt: Alles, was der Konzern angeht, muss zehnmal größer, besser, schneller sein als alles, was es bisher gab. Es geht darum die Welt zu verändern. Das übersteigt die Vorstellungskraft des Harvard-Ökonomen Larry Summers und des in Kalifornien lebenden Investors Thiel bei Weitem. Sie glauben nicht daran, das ohne riesige staatliche Investitionen „Groundbreaking Innovations“ in absehbarer Zeit möglich seien. Sie wähnen die Welt am Ende der wirtschaftlichen Entwicklung. Das sehen die MIT-Forscher Brynjolfsson und McAfee sowie der Star-Physiker Michio Kaku anders. Larry Page und Sergey Brin mit geplanten Moonshots wie NEst, Calico, Deep Learning oder Loon ohnehin.
Wie wird unsere Welt in 2100 aussehen? Und aussehen sollen? Wählen Sie einen ´Moonshot´ und extrapolieren Sie ihn ins Jahr 2100.

Macht und das Böse: Wer wirklich Böses im Schilde führt, spricht nicht offen darüber. Der Dienst am Bösen beginnt mit anderen Worten von jeher als geheimer. Deshalb ist es nur zu ersichtlich, woher das Böse kommt. Aus dem Dunklen. Von jeher waren die Moralphilosophen der Aufklärung bestrebt, unsere Art durch  das „Licht der Vernunft“ zu verbessern. Hat das Zeitalter des Lichts und der Transparenz durch „Social Media“ gerade erst begonnen? Zeigt sich unsere Innovationskultur – von Neuroscannern, von Drohnen und Mikrotrackern bis zu viralen Spähprogrammen – nicht von der Idee einer Bekämpfung des Bösen mit den Mittel der totalen Durchleuchtung beseelt?
Beschreiben Sie bitte die Bedeutung von Transparenz als Business- Instrument im Zeitalter der Globalisierung. Nutzen und Missbrauch. Möglichkeiten und Chancen. Eine Betrachtung aus Sicht eines Managers und eines Moralphilosophen.

Ehrbarkeit und Ethik: In der Öffentlichkeit steht fest, dass Gier und Verantwortungslosigkeit vieler Manager zur aktuellen Wirtschaftskrise maßgeblich beigetragen haben. Ist  der „Ehrbare Kaufmann“ Strandgut im Zeitalter der Globalisierung? Kollateralschaden?
Geben Sie bitte eine Standortbestimmung des Modells „Ehrbarer Kaufmann“. Auslaufmodell oder  Modell der Zukunft im globalen Krieg?

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Die Präsentation vor meinen Studenten mit empfohlener Literatur als Einstieg in die Themen.

Gefühlte sechs Monate intensiver Betreuung spannender Bachelorarbeiten abgeschlossen. Letzte Telefonate vor der Deadline 3. März. Die Kinder heissen „Karriere und professionelles Networking“, „Sozialkapital und Vertrieb“, „Motivationstheorien auf dem Prüfstand neuerer Ergebnisse der Hirnforschung“, „Pferdecoaching“ und „Nachfolgeregelung KMU‘. Die Kinder sehen recht gut gelungen aus.

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Abschied.

Veröffentlicht: 10. November 2013 in Be happy, Hochschule
Schlagwörter:

Ein Jahr lang Vorlesungen am Lehrstuhl Versicherung der Dualen Hochschule. Nun die Abschiedsfeier im Rosengarten mit Eltern und Freunden. Einige tausend Teilnehmer. Sehr formeller Rahmen. 23.15 Uhr Beginn des legendären Vortrages des Lehrstuhlinhabers Prof. Meissner vor der Übergabe der Urkunden. Einige hundert Fotos. Immer sehr charmant und unterhaltsam vorgetragen. Diesmal auch kurzweilig. Anschließend viele Gespräche mit lieb gewonnenen Studenten. Unter anderem diesen: André (auch BVB- Fan), Bernd (Dozent), Dietrich und Patrick.

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Zugegeben, der Titel ist etwas reißerisch. Vielleicht aber auch nicht, wenn Sie an meinen letzten Post „Psychopathen als Vorbilder“ denken. Immerhin stehen Theologen in Prof. Kevin Duttons  Ranking „Funktioneller (positiver) Psychopathen“  auf Platz acht seiner umfangreichen wissenschaftlichen Umfrage. Deutlich abgeschlagen hinter Managern, Juristen und Journalisten. Ich unterstelle mal sehr großzügig, dass Mönche in der Umfrage subsumiert sind. Fakt ist, ich bin über das Wochenende wirklich im Kloster Bad Wimpfen. Fakt ist auch, dass ich einen ebenso eleganten wie reißerischen Einstieg suche in ein neues Experiment meines Blogs.

Ich werde nach und nach spannende Bachelorarbeiten in meinem Blog veröffentlichen. Von Ex-Studenten authorisierte Kurzfassungen. Der Einstieg gehört dem Titel „Psychopathen im Management – Identifikation und effektiver Einsatz im Unternehmen.“ Die Autorin Miriam Loy, war Studentin an der DHBW im Lehrstuhl Versicherung. Der Leitgedanke bei dieser Arbeit war, Psychopathen kontrolliert einzustellen oder ihnen den Einstieg zu verwehren. Wie und wo im Unternehmen oder einer Verwaltung kann ich die Energie, die Risikobereitschaft und den gewinnenden Charakter funktioneller Psychopathen für die gesamte Organisation nutzbringend einsetzen. Funktionelle Psychopathen meint Personen – übrigens überwiegend Männer – die gefühlsarm/ gefühlsfrei, trotzdem charismatisch wirkend, intelligent, mit intaktem bildungsbürgerlichem Hintergrund, extrem fokussiert, angstarm/ angstfrei und fallweise brutal sind. Klingt nach wenigen Ausnahmen wie Richard Fuld von ehemals Lehman Brothers, der höhere zweistellige Milliardenbeträge ohne erkennbare Reue versenkte. Glücklicherweise sind es mehr – geschätzte 1 bis 2 Prozent der Bevölkerung – sonst würde sich eine wissenschaftliche Betrachtung nicht lohnen.

Bis die nächsten Tage mit der spannenden Kurzfassung der Arbeit Miriam Loys.

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