© H. Maly, 2015
Zum dritten Mal wird Anfang 2016 ein Integrationsworkshop des Lehrstuhls BWL/ Versicherung der Dualen Hochschule Mannheims stattfinden. Über 100 Studenten entscheiden sich für fünf Themengruppen. Bei mir geht es um ´Megatrends und Geschäftsopportunitäten für die Versicherungsbranche – Ein Blick ins Jahr 2045´. Das Kurzweil-Jahr. In dem Roboter Menschen in allen Belangen überlegen sein sollen. Welche Chancen und Risiken (u.a. ethische) ergeben sich zum Beispiel aus dem Google/ Calico-Projekt Lebensverlängerung/ Ewiges Leben?
Endlich! Wieder! Erste Anzeichen von Aufbruchsstimmung. Der dritte Integrationsworkshop des Lehrstuhls BWL/ Versicherung der Dualen Hochschule Mannheims winkt am Horizont des Terminkalenders. Anfang 2016, an noch unbekannter Location. Nach den vergangenen beiden Veranstaltungen im gediegenen Ambiente eines Golfhotels in der Pfalz, diesmal spartanischer. Irgendwie sehe ich einen großen Raum im Industriehafen Mannheims vor mir. Industriestraße? Mal sehen, was geht. Bei knappen Kassen. Trotzdem. In some way it should be an intellectual and physical outer space. Wie die Themen für meine Gruppe. Hoffe ich. Davon gleich mehr. Circa 100 Studenten werden auf wenige Themengruppen verteilt, die Ergebnisse Ihrer wissenschaftlichen Ausarbeitungen vortragend und diskutierend. Wie in 2014 und 2015. In meinen Gruppen bisher eine konzentrierte, diskussionsfreudige und trotzdem relaxte Atmosphäre, der man nicht anmerkte, dass es Prüfungen waren und es um eine Menge Credits ging. Wechselnde zusätzliche Teilnehmer aus anderen Gruppen sorgten für ein universitäres und nicht schulisches Umfeld.
Der Workshop bietet die Gelegenheit, Gedanken fliegen zu lassen. Sich zu begeistern, anspruchsvolle Fragestellungen wissenschaftlich zu untersuchen und auf die für die Unternehmenspraxis relevanten Ergebnisse hin einzudampfen. In den vergangenen Jahren das Themenfeld ‚Globalisierung ist Krieg‘ mit Vorträgen zu den Themen: Disruptive Technologien, Economic Hitmen, Ehrbarer Kaufmann, Game Changer, Psychopathen, Eliten (Jesuiten, E-4-Leadership etc.), Black Swans, VUCA-World, Krieger und ihre Waffen, Strategien und Strategeme u.v.m. . Spannend, aber zwei Jahre sind genug [1, 2, 3].
Was hat mich in diesem Jahr bewegt? Zwei Dinge. Ich möchte meinen Studenten Gelegenheit geben, zu erfahren, dass es keine Herausforderung gibt, der sie intellektuell nicht gewachsen sind. Und, dass dies viel Freude bereiten kann. Auch in einem kulturellen Umfeld, Deutschland, Südwestdeutschland, in dem man eher problem- denn lösungsorientiert denkt und in dem ‚Nichts gesagt, ist Lob genug‘ gelebt wird. Ich wünsche mir für den Workshop einen ‚Silicon Valley Spirit‘. Nicht, das haben wir noch nie gemacht. Oder, soweit in die Zukunft gedacht? Drei Jahre? Ist bei uns nicht üblich. Ich wünsche mir die Einstellung des Google LabX-Chefs Thrun, der seine Forschung, die Entwicklung einer neuen Geschäftsopportunität beginnt mit den Fragen ‚Warum sollen Autos nicht fliegen?‘ oder ‚Warum sollen wir nicht ewig leben?‘ Anything goes. Unsere große Begeisterungsfähigkeit wird im Laufe des Berufslebens noch oft genug gebeutelt werden. Ich würde mich freuen, wenn das Event im sechsten Semester – wie in den vergangenen Jahren – als eine Mischung aus big challenge und big intellectual party wahrgenommen würde.
Die zentrale Idee für meine Gruppe im Februar 2016 ist ‚Megatrends und Geschäftsopportunitäten für Versicherungen – Blick in das Jahr 2045′. Einige Trends aus den Bereichen Ökologie, Gesellschaft und High-Tech werden darauf hin überprüft, welche Chancen und Risiken denkbar sind? Wer oder was dafür verantwortlich sein könnte? Welche Produkte oder Dienstleistungen zur Vorsorge denkbar sind. Das Jahr 2045 ist vom Google Chefingenieur Ray Kurzweil als technische Singularität definiert worden. Als Zeitpunkt, in dem Automaten oder Roboter Menschen in allen Belangen übertreffen werden. Eine abschließende Plenumsdiskussion unter den referierenden Studenten soll einen Blick in die weitere Zukunft, in das Kurzweil-Jahr, ermöglichen, um ein Gefühl für das Gesamtgemälde zu entwickeln, das sich aus den Puzzlesteinen der Vorträge ergibt und die Rolle, die Versicherungen in ihr spielen könnten. Nun zu den Themenvorschlägen.
HIGH-TECH
AFFECTIVE COMPUTING
Hintergrund: Rosalind Picard vom MIT Media Lab, Leiterin der Affective Computing Research Group, beschäftigt sich seit vielen Jahren damit, Maschinen die Wahrnehmung von Gefühlen beizubringen. Picards Arbeiten zu computerisierten Brillen wurden zu Google Glasses weiter entwickelt und sollten helfen, nicht nur Gebäude zu identifizieren oder den kürzesten Weg zu einem Geschäft mit Schnäppchen-Angeboten sondern Menschen und ihre Stimmungen. Stellen Sie sich bitte vor, bei welchen Gelegenheiten (Beschwerden, Meldung eines Schadens etc.) es für eine Versicherung hilfreich wäre, Emotionen bei Kunden eindeutig zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu veranlassen [4]. Verbal oder in Social Media-Netzwerken mit Apps ähnlich ´Five Labs´ zur Persönlichkeitsanalyse. Wie könnten Außendienstmitarbeiter in 2045 aussehen, wenn Sie sich die Arbeiten von Cynthia Breazeal, einer Associate Professor für Human-Robot Interaction, ansehen, zum Beispiel den Roboter Jibo [5,8] oder dessen Weiterentwicklungen in den nächsten Jahrzehnten.
Fragen: Welches Potential haben die beiden Forschungsbereiche? Stehen Sie unmittelbar vor der Marktreife? Wie werden sie unser Leben beeinflussen? Werden Produkte unsere Emotionen ihnen gegenüber wahrnehmen können und sich angemessen anbieten? Werbeplakate. Versicherungspolicen. Flyer? Werden unsere emotionalen Profile als Waren gehandelt werden? Wer wird uns vor Manipulationen schützen? Ist es nicht wünschenswert, dass Dienstleister meine Wünsche kennen und mich verwöhnen können? Was, wenn ich mal abschalten möchte in einer Welt permanenter digitaler Geschwätzigkeit? Wer schützt meine individuelle Sphäre? Ist es nicht gut für alle Versicherten wenn man Versicherungsbetrug schnell identifizieren kann und so die Versicherungsgemeinschaft schützt? Hat der Versicherte nicht Anspruch auf kostengünstige Angebote hoher Qualität? Effiziente Prozesse. Automaten/ Roboter, die dies 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche gewährleisten können? Schlanke, effiziente Prozesse werden einen erheblichen Teil an Arbeitskräften freisetzen. Welche Jobs werden noch übrig bleiben? Werden Roboter die besseren Menschen sein? Können Sie sich vorstellen, wie die Transhumanisten, dass Sie Ihren Körper um kybernetische Komponenten ergänzt, deutlich leistungsfähiger machen können und möchten? Was macht eigentlich Menschlichkeit aus?
Aufgabe: Fassen Sie den aktuellen Stand der Forschung in den Bereichen ´Affective Computing´und ´Human Robot Interaction´ zusammen und schätzen Sie die Möglichkeiten des Einsatzes in der Versicherungsbranche ein. Extrapolieren Sie die Entwicklungen bis zur Singularity. Schätzen Sie das wirtschaftliche Potential ab. Betrachten Sie diese Entwicklungen unter rechtlichen- und ethischen Aspekten (Gesinnungsethik, Utilitarismus etc.). Stimmen Sie sich auf die langfristige Prognose ein, mit dem gerade im Kino laufenden Film ‚Ex Machina‚ von Alex Garland [6] und dem Roman ´Der Circle´ von Dave Eggers [7].
DRIVERLESS CAR
Hintergrund: Eines von Googles Moonshot-Projekten beschäftigt sich mit fahrerlosen Automobilen. Verantwortlich ist der deutsche Forscher Sebastian Thrun, ehemaliger Direktor des Stanford Artificial Intelligence Laboratory und ´Google Fellow´. Er baute die geheime Forschungsabteilung GoogleX ab 2011 auf. Thruns etwas über 20 Testfahrzeuge sind seit 2012 über eine Millionen autonome Kilometer gefahren und nur in 12 kleinere Unfälle verwickelt gewesen. Bis 2020 will Google, zur Zeit noch ausstehende Probleme gelöst haben wie heftigen Regen oder Schnee oder Polizisten, die Google-Cars zum Halten veranlassen möchten. 2012 reihte die Zeitschrift ´Foreign Policy´ Thrun unter den 100 einflussreichsten Denkern der Welt auf Platz vier ein. Seit April 2014 holte ihn einer der größten global tätigen Finanzdienstleister, die Credit Suisse, in den Verwaltungsrat. Natürlich nicht ohne Grund. Der Bereich Telematik verspricht erhebliche Potentiale. DER SPIEGEL 11/ 2015 schreibt unter ´Rollende Rechner´auf den Seiten 64/ 65, dass der Vizegouverneur von Masschusetts um fünf Uhr morgens in seinen Dienstwagen stieg, um Kaffee und Zeitungen zu kaufen. Auf der Interstate-Autobahn 190 kam sein Ford von der Straße ab, prallte auf einen Felsen und überschlug sich. Der Politiker blieb unverletzt. Er sei angeschnallt gewesen, beteuerte er und habe sich an das Tempolimit gehalten. Acht Wochen später war klar, nichts davon traf zu. Obwohl es keine Zeugen gab. Daten des ´Event Data Recorders´ des Airbags und des elektrische Kontrollmoduls des Motors widerlegten ihn. Dutzende Chips, Sensoren und Prozessoren sammeln ständig Daten, werten sie aus und speichern sie.Vernetztes Fahren wird nach McKinsey bis 2020 ein Geschäft mit geschätztem Volumen von 170 Mrd. Euro sein.
Fragen: Ist es nicht angenehm, sich vorzustellen, dass Sie während einer Autofahrt machen können, was immer Sie mögen und wie von selbst an Ihrem Bestimmungsort ankommen? Mobilität rückt aus dem Mittelpunkt an den Rand. Mobilität als App wie andere auch. Welche Hoffnungen und Ängste könnten Kunden damit verbinden? Werden sie noch am letzten Platz, so der Opel-Chef Neumann, an dem sie bisher Ruhe hatten, zum gläsernen Menschen werden? Klären Sie unter welchen Bedingungen und zu welchem Zweck auf Daten zugegriffen werden darf. Wie viel Autonomie bleibt den Autofahrern? Wem gehören die Daten? Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur ´Informationellen Selbstbestimmung´ aus 1983 scheint eindeutig. Die Position des VW-Chefs Martin Winterkorn für ihn ebenfalls: „Die Daten gehören uns.“ Kein Wunder, wenn der Wert eines Datensatzes aus einem drei Jahre laufenden Leasingfahrzeug mit 1.500 bis 3.000 Euro beziffert wird (ebenda DER SPIEGEL 11/ 2015). Wird Datenschutz zur Kernkompetenz von Automobilherstellern? Welche Interessen haben Kfz-Versicherer? Die Versicherungswirtschaft fordert diskriminierungsfreie Schnittstellen, um am Geschäft zu partizipieren.
Aufgabe: Beschreiben Sie den aktuellen Stand der Forschung zum Thema ´Driverless Car´. Skizzieren Sie mögliche neue Geschäftsfelder oder Änderungen bestehender Geschäftsfelder für die Versicherungsbranche und deren Chancen und Risiken. Auch rechtliche. Denken Sie in diesem sensiblen Bereich an die großen Wirkungen kleiner Effekte [9]. Evaluieren Sie Marktgrößen und Opportunitätskosten/ Verzichtskosten, wenn Chancen aus dem Bereich Telematik nicht wahrgenommen werden. Wagen Sie eine Vorhersage in Sachen Mobilität für das Jahr 2045. Lassen Sie sich dabei inspirieren durch das Buch des theoretischen Physikers Michio Kaku [10].
EWIGES LEBEN
Hintergrund: Die Bezeichnung ist etwas reißerisch. Um was geht es? Google Inc. hat in 2013 die Gründung des Biotechnologieunternehmens Calico angestoßen.Das Ziel des Unternehmens ist es, Methoden gegen die menschliche Alterung zu entwickeln. Das Unternehmen wird von Arthur D. Levinson zusammen mit Robert Cohen, Hal V. Barron, David Botstein und Cynthia Kenyon geführt. Drei der vier letztgenannten waren bereits im Vorfeld im Bereich der Gentechnik sehr erfolgreich beschäftigt. Levinson erhielt als CEO und Chairman des zweitgrößten Gentechnik-Unternehmens Genentech 321 Millionen US-Dollar Entschädigung nach der Übernahme Genentechs durch Roche. 2013 beschrieb Google-Mitgründer Larry Page in einem offenen Brief, das Unternehmen Calico habe den Fokus „Gesundheit, Wohlbefinden und Langlebigkeit“. Im September 2014 gab die Firma bekannt, dass sie mit dem US-amerikanischen Biotechnologie-Unternehmen AbbVie (Umsatz 19,9 Mrd. USD in 2014) zusammenarbeiten würde, um die Forschungsarbeiten stärker auf den Alterungsprozess und altersbedingte Krankheiten fokussieren zu können. Jedes der beiden Unternehmen plant, zunächst 250 Millionen USD in die gemeinsame Forschung zu investieren mit der Option die Forschungsgelder um weitere 500 Millionen USD zu erhöhen.
Fragen: Welche Folgen kann eine Verlängerung von Leben haben? Individuell? Gesellschaftlich? Wer entscheidet, wer länger leben darf? Der Gesellschaftliche Nutzen. Der Markt? Wie hoch werden die individuellen- und gesellschaftlichen Kosten sein für eine Verlängerung von Leben? Untersuchungen zeigen, dass die Ungleichheit der Einkommensentwicklung [13] und Vermögensverteilungen in den vergangenen Jahrzehnten auch in industrialisierten Ländern zugenommen haben. Wird Lebensverlängerung ein Privileg eines kleinen reichen Anteils der Bevölkerung in der wohlhabenden nördlichen Hemisphäre unseres Globus? Wäre dies ethisch vertretbar? Welche gesellschaftlichen Auswirkungen könnte dies in Europa haben? Welche Auswirkungen auf unser KV-System? Auf das Solidarprinzip? Wird es eine Lebensverlängerungsversicherung geben können?
Aufgabe: Skizzieren Sie gesellschaftlich-, wirtschaftlich- und ethisch tragfähige Lösungen für ein Angebot Calicos in Deutschland. Welche Rolle werden Versicherungen dabei spielen?
GESELLSCHAFT
UNGLEICHHEITSVERSICHERUNG
Hintergrund: Der US-Ökonom und Nobelpreisträger Robert Shiller warnt vor neuen Spekulationsblasen: Beschäftigte würden aus Sorge, ihren Job zu verlieren, voll auf Aktien setzen. Shillers Gegenentwurf: eine Police gegen den digitalen Umbruch.Das eigentlich große Thema unserer Zeit seien die in vielen Bereichen wachsende Ungleichheit und der Aufstieg der Informationstechnologie, die zahlreiche Berufe überflüssig machen werden [13]. Der Einzelne fragt sich: Wo ist mein Platz in dieser neuen Welt? Die Angst ist da, an den Rand gedrängt zu werden. Über Gewinne an den Börsen versuchen sich die Menschen damit abzusichern. Als Lösung sieht Shiller 1. Höhere Steuern für Reiche, um Löhne von Geringverdienern zu subventionieren. Denkbar seien auch negative Einkommenssteuern. Je später wir beginnen,die zunehmende Ungleichheit steuern zu wollen desto schwieriger wird es werden. 2. Eine Ungleichheitsversicherung. Sie würde so ähnlich funktionieren wie eine Berufsunfähigkeitsversicherung und dann zum Tragen kommen, wenn Ihr Humankapital wegen des Fortschritts in Ihrem Beruf entwertet würde. Ein Roboter ersetzt Sie. Pessimistische Schätzungen gehen davon aus, dass 80 Prozent aller Jobs in industrialisierten Ländern davon betroffen sein könnten. Die Versicherung könnte privat organisiert werden. Jeder einzelne könnte etwa Aktien ausgeben, die den Käufer an seinem wirtschaftlichen Erfolg beteiligen. Auf diese Weise entsteht ein Markt für Humankapital. Den Gedanken hatte bereits Milton Friedman in seinem Buch ´Kapitalismus und Freiheit´ entwickelt.[14]
Fragen: Gibt es Trends divergierender Einkommens- und Vermögensentwicklungen in der Welt? [15] Welche Berufe werden in einigen Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit durch Roboter ersetzt werden? Nur mit hohen Lohnkosten/ Lohnstückkosten verbundene Jobs? Wäre die Ungleichheitsversicherung nur in industrialisierten Ländern sinnvoll? Wie könnte sie im prinzipiell funktionieren?
Aufgabe: Beschreiben Sie Shillers Konzept der Ungleichheitsversicherung. Spielen Sie es persönlich durch. Wie sähe solch eine Versicherung für Sie aus? Unter welchen Bedingungen würden Sie diese Versicherung abschließen. Wie könnte ein lukratives Angebot auf dem deutschen Markt aussehen? Wann wäre sie für Sie als Vorstand einer Versicherungen attraktiv?
UNWELT:
CARBON BUBBLE
Hintergrund: Versicherer sind bemüht Gelder ihrer Versicherten möglichst lukrativ anzulegen. Sie gehen neue Investments ein oder trennen sich von ihnen. Im Augenblick geht die Furcht vor einer ´Carbon Bubble´ um und könnte die nächsten Jahrzehnte beherrschen. Welche Auswirkungen könnte diese Furcht auf die Portfolios von Versicherungen und die finanzielle Attraktivität diverser Produkte der Branche haben? Was hat es mit der ´Carbon Bubble´ auf sich? Nach der Meinung von Leuten, die der Stimmungsmache unverdächtig sind, dem früheren US-Finanzminister Henry Paulson oder dem britischen Ökonomen Nicholas Stern, Exchefvolkswirt der Weltbank, hat die Bubble das Zeug zu einer veritablen Finanzkrise. Die Annahme hierzu lautet: „Wenn die Staats- und Regierungschefs Ende des Jahres in Paris mit dem Zwei-Grad-Ziel Ernst machen und dem Ausstoß an Treibhausgasen Grenzen setzen, bekämen Energiekonzerne wie Exxon, Shell oder BP ein gravierendes Problem, vielleicht sogar eines, das ihre Existenz bedroht. Ihre Rohstoffreserven verlören erheblich an Wert, da ein Großteil des Öls, Gase und der Kohle dann ungenutzt im Boden bleiben müßten. […] Um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, dürfte die Welt [Anm.: nach den Finanzanalysten der Carbon Tracker Initiative.] nicht mehr als 565 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre blasen. Wenn man die bekannten fossilen Reserven verfeuerte, würde aber fast fünfmal so viel ausgestossen, rund 2.800 Milliarden Tonnen.“ Also noch einmal kurz zusammengefasst:
i ] 565 Mrd. Tonnen CO2-Emission,um das Zwei-Grad-Ziel bis 2050 zu erreichen
ii ] 745 Mrd. Tonnen CO2-Emissionen entsprechen den fossilen Brennstoffen, welche die Energieriesen in ihren Bilanzen als Vorrat ausweisen.
iii] 2.795 Mrd. Tonnen CO2 würden bei einer Ausbeutung aller heute bekannten Reserven frei.
Gründe, Beteiligungen an Öl-, Gas- oder Kohlefirmen abzustoßen. Immerhin geht es um die, nach der IT-Branche größte Anlageklasse der Welt mit rund 1.500 wichtigsten Unternehmen, die eine Marktkapitalisierung in 2014 von fast 5 Billionen Dollar darstellten.
Fragen: Ist die ´Carbon Bubble´einer von vielen (Medien)Hypes oder steckt etwas Substantielles dahinter? Wieviel Prozent ihrer Werte müßten große Erdölkonzerne vmtl. abschreiben, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen? Welche Finanzstabiltätsrisiken könnten daraus resultieren? Welche Auswirkungen auf die Gestaltung von Investment- und Desinvestment-Strategien in den Portfolios von Versicherungen könnte dies haben? Welche Chancen ergäben sich für die Versicherungsbranche daraus? Welche Risiken gälte es zu berücksichtigen?
Aufgabe: Beschreiben Sie das Modell der ´Carbon Bubble´ ausführlicher und leiten verschiedene Szenarien ab bzgl. der Finanz-Portfolios für Versicherungen/ Versicherungsgruppen, die sich als langfristig orientierte Investoren verstehen. Stellen Sie verschiedene Dienstleistungen/ Versicherungen und deren Finanzierbarkeit auf den Attraktivitäts-Prüfstand vor dem Hintergrund der ´Carbon Bubble´[11, 12].
THEMEN KÖNNEN MEHRFACH BELEGT WERDEN!!!!
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1 ] Maly, Hartwig; 1. Integrationsworkshop, Management-Flaneure, Blog ‚Shaping Alpha Power‘, 7. März 2014, https://shapingalphapower.wordpress.com/2014/03/07/management-flaneure/
2 ] Maly, Hartwig; 1. Integrationsworkshop, Der mit der Globalisierung tanzt, Blog ‚Shaping Alpha Power, 3. April 2014, https://shapingalphapower.wordpress.com/2014/04/03/der-mit-der-globalisierung-tanzt/
3 ] Maly, Hartwig; 2. Integrationsworkshop, Wirtschaftskrieger in der VUCA-Welt, Blog ‚Shaping Alpha Power‘, 4. April 2015, https://shapingalphapower.wordpress.com/2015/04/04/wirtschaftskrieger-in-der-vuca-welt/
4 ] Tina Kaiser, Thomas Jüngling, Benedikt Fuest, Thomas Heuzeroth, Titelthema: Die Menschenversteher, WamS, 21. Juni 2015
5 ] Jibo: The World’s First Social Robot, Youtube, https://m.youtube.com/watch?v=3N1Q8oFpX1Y
6 ] Ex Machina, ALex Garland, 2015, Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=GAv2aquUxDo , Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ex_Machina_ (Film)
7 ] Hartwig Maly, Blog ShapingAlphaPower, Yo Man – Transparency And The Evil Closer Together Than Many Of Us Expect, 24. Oktober 2014, https://shapingalphapower.wordpress.com/2014/10/24/yo-man-transparency-and-the-evil-closer-together-than-many-of-us-expect/
8 ] Dietrich Brunner, Bachelorarbeit ´Neuroselling´, 2014, Kurzfassung im Blog ShapingAlphaPower, 26. April 2014, https://shapingalphapower.wordpress.com/2014/04/26/neuroselling-das-gehirn-kauft-mit/
9 ] Hartwig Maly, DIe große Bedeutung der kleinen Dinge, Blog ShapingAlphaPower, 12. April 2012, https://shapingalphapower.wordpress.com/2012/04/12/die-bedeutung-der-kleinen-dinge/
10] Michio Kaku, Die Physik der Zukunft: Unser Leben in 100 Jahren, Dez. 2013
11] Wikipedia, Kohlenstoffblase https://de.wikipedia.org/wiki/Kohlenstoffblase
12] Alexander Jung, Die dreckige Billion, DER SPIEGEL 23/ 2015, S. 68- 70
13] Hartwig Maly, Will Your Job Be Done By A Robot? Blog ShapingAlphaPower, 23. Mai 2015, https://shapingalphapower.wordpress.com/2015/05/25/will-your-job-be-done-by-a-robot/
14] Daniel Eckert, Holger Zschäpitz, Wilde Ideen entwickeln, Welt am Sonntag, 31. Mai 2015
15] LE MONDE diplomatique, Atlas der Globalisierung, Die Welt von morgen. Der lange Abschied vom Wachstum, S. 10-13, 2012