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Alpha News 001: CEOS – Trends und Fakten

Veröffentlicht: 27. August 2013 in ALPHA_News
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Sie: Maly – nicht noch einen Artikel zu dem Thema. Es reicht.
Ich:
Keine Sorge, es geht mir heute nicht um unternehmensethische Betrachtungen zu Boni sondern um einige Überlegungen zu deren strategischem Einsatz aus der Sicht von Boards.

Bis vor wenigen Tagen war die eidgenössische Volksinitiative gegen die Abzockerei [1]  der vorläufige Höhepunkt dieses Jahres  in Sachen Bonuszahlungen. Anlass war der ´Golden Handshake´ des ehemaligen Novartis-Präsidenten Vasella in Höhe von 72 Millionen Schweizer Franken [2]. In der Huffington Post vom 10. März 2013 wurde ein weiterer Anlass zur Steigerung der Empörung von Nicht-Bankern publiziert, der sich auf eine aktuelle Recherche von Reuters bezieht[3]. Danach haben trotz Massenentlassungen  und öffentlichen Bescheidenheits-Bekundungen 35 der größten Banken der Welt in 2012 mehr Geld ausgeschüttet als in 2011. Die Ausgaben stiegen um 10 Milliarden auf insgesamt 275 Milliarden Euro [3]. Irgendwie scheint die Branche die Geduld von Steuerzahlern und deren Bankenaversion deutlich zu unterschätzen. Wie auch immer – das ist heute nicht mein Thema. Ich frage mich, warum die Boards börsennotierter Unternehmen sich nicht herausgefordert fühlen, Bonuszahlungen viel selektiver, taktischer oder strategischer einzusetzen.

Untersuchungen  aus den 90er Jahren zeigen [4], dass aktienbasierte Boni ein zweischneidiges Schwert sind. Sie können einerseits zu übertrieben riskantem oder  andererseits zu zurückhaltendem Verhalten führen. Martin, Gomez-Mejia und Wiseman  haben im Rahmen ihrer Untersuchungen von 1996 bis 2009 insgesamt 9143 CEOs ein Jahr lang beobachtet [5]. Ihr Ziel war es, einen Indikator festzulegen, „der die persönliche Neigung einer Führungskraft, Risiken einzugehen, in Bezug setzt zu den Forschungs- und Entwicklungsausgaben, dem Investitionsvolumen und den langfristigen Schulden des Unternehmens.“ Sie haben zudem den aktuellen Reichtum, der sich aus dem gegenwärtigen Wert  der Aktienoptionen von CEOs ergibt  und deren zukünftige Wertentwicklungen ins Verhältnis gesetzt (s. Abbildung). Das ebenso interessante wie einfache Ergebnis: Sobald der erwartete Reichtum etwa um ein Prozent zu steigen versprach, nahm die Bereitschaft Risiken einzugehen um 33 Prozent zu. Befürchteten die Führungskräfte einen Verlust des Vermögens um einen Prozent, sank die Risikobereitschaft um 18 Prozent.

Wichtig für Boards scheint es zu sein, sich klar zu machen, dass die Risikobereitschaft von CEOs beeinflussbar ist und sich im Laufe der Zeit stark ändern kann. CEOs sind bereit höhere Risiken einzugehen, wenn ihre Aktien noch nicht so viel wert sind und wenn sie davon ausgehen, dass es in naher Zukunft zu einem deutlichen Wertzuwachs kommen wird. Die gleichen CEOs werden  später vorsichtiger sein, wenn sie einen potentiellen Verlust – Kahnemans Risikoaversion – befürchten. Die Autoren weisen darauf hin, dass Menschen im Durchschnitt risikobereiter werden, wenn das Verhältnis zwischen potentiellem Gewinn und möglichem Verlust 2:1 beträgt [6]. Wenn das Verhältnis aus persönlichem Zugewinn und Verlusten größer 2:1 ist, könnte ein CEO versucht sein, zu hohe Risiken einzugehen oder zu vorsichtig zu sein, wenn das Verhältnis kleiner als 2:1 ist.IMG_1935[1]

Boards, die auf einen Innovations- und Expansionskurs setzen, sollten sich bewusst machen, ob der CEO bereits über ein beachtliches Vermögen verfügt. Verdiente CEOs mit dickem Aktienpaket könnten sich so risikoavers verhalten, dass es Sinn macht, sie rechtzeitig durch einen neuen Kandidaten auszuwechseln, der weniger Vermögen zu verlieren und mehr zu gewinnen hat.

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1] http://www.abzockerinitiativeja.ch/eidgenossische-volksinitiative-gegen-die-abzockerei/
2] Neue Zürcher Zeitung, 12. März 2013, 23:49, Daniel Vesella zieht in die USA, http://www.nzz.ch/aktuell/wirtschaft/wirtschaftsnachrichten/daniel-vasella-zieht-in-die-usa-1.18044511
3] Huffington Post, Bank Pay Rose In 2012 Despite Cutback Efforts, Reuters |  Posted: 03/10/2013 8:00 am EDT http://www.huffingtonpost.com/2013/03/10/bank-pay-2012_n_2847544.html
4] Geoffrey Martin, Luis Gomez-Mejia und Robert M. Wiseman, Harvard Business Manager, November 2012, Reichtum macht vorsichtig, S.12-13
5] Selected Works of Geoffrey Martin,  http://works.bepress.com/cgi/viewcontent.cgi?article=1001&context=geoffrey_martin
6] Bei Daniel Kahneman, Schnelles Denken, langsames Denken, 2012, Siedler Verlag, finden sich auf den Seiten 342 ff einige Anmerkungen zu Risikoaversionen. Auf Seite 348 in Abbildung 10 wird die Reaktion auf Gewinne und Verluste durch eine S-förmige Kurve beschrieben. Die beiden Teile der S-Kurve ober- und unterhalb des Wendepunktes sind nicht symmetrisch. Die Reaktion auf Verluste ist um den Faktor 2 stärker als die Reaktion auf entsprechende Gewinne. Weitere Informationen finden Sie unter Nathan Novemsky und Daniel Kahneman, The Boundaries of Loss Aversion, Journal of Marketing Research 42 (2005), S. 119-128